Sonnabend, 22.02.2003 - Hampi
Der Vorteil an der touristischen Erschlossenheit des Dorfes war, dass man zum Frühstück Toast
und Kaffee in den Restaurants bekam und nicht schon am frühen Morgen mit Reis
anfangen musste. Wir begaben uns ins Geeta und gönnten uns Cheese Chapata und
Tomato Cheese Toast plus Kaffee und Tee, alles gewohnt lecker.
Dann machten wir uns auf unsere erste Besichtigungstour. Die ehemalige Stadt umfasste ca. 26
Quadratkilometer, es war also alles recht weitläufig. Wir gingen zuerst zum
Fluss, es wurde Wäsche gewaschen, Kinder und Kühe badeten. Die Gegend war
wirklich sehr idyllisch, der Fluss wand sich durch die rund gewaschenen Steine,
vorbei an Palmen und Bananen.
Wir pilgerten durch die kleinen Gässchen Richtung Osten zum
Vitthala Tempel. Es war ein ganz schönes Stück zu laufen, aber durch eine
wunderschöne Landschaft. Wir sahen Leute mit ihren runden Korbbooten den Fluss
langpaddeln und auf dem ganzen Weg immer wieder Überbleibsel von Tempeln. Kurz
vor unserem Ziel ließen wir uns nochmal im Schatten eines Baumes am Fluss
nieder, hier hätte man den Tag verbringen können. Wir beobachteten die Leute
beim Wäsche waschen und genossen das kühle Lüftchen. Plötzlich eine Bö und dann
kam eine Windhose auf uns zu. Augen und Ohren zu halten, sie fegte genau über
uns hinweg und löste sich am Fluss auf.
Wir rissen uns vom schönen Anblick der Gegend los und gingen zum Tempel. Er war nicht mehr so taufrisch, wurde aber
gerade restauriert. Es war wieder die totale Touri-Abzocke, Eintritt für Inder
10 Rs., für Ausländer 250 Rs. Wir beschlossen, diese Frechheit nicht zu
unterstützen und blieben draußen. Gleich neben dem Tempel befanden sich
Säulengänge, auf deren Dach man klettern konnte, von hier hatten wir einen sehr
guten Blick in den Tempelhof, es gab nichts was 250 Rs. pro Nase wert gewesen
wäre. Ich sah mir noch den kleinen Nachbartempel an, wieder mal sehr
schön.
Die Säulenhalle des Vitthala Tempel war eine von 2 Attraktionen, aber nicht unbedingt 5 Dollar wert.
Der steinerne Tempelwagen des Vitthala
Tempels
Säulenhalle im Nachbartempel
Wir machten uns auf den Rückweg und steuerten den Achutaraja Tempel an, den wir schon
gestern vom Hügel aus gesehen hatten. Es war inzwischen brütend heiß. Die Sonne
stand senkrecht am Himmel und kein Schatten weit und breit. Als wir die Straße
zum Tempel erreichten, war diese glücklicherweise auch von Säulengängen gesäumt,
wir retteten uns in ihren Schatten.
Der Tempel war mal wieder recht groß und
der Zerstörungswut muslimischer Truppen zum Opfer gefallen, hatte aber eine sehr
schöne Atmosphäre. Wir kamen uns ein bisschen vor wie bei ‚Tod auf dem Nil’, als
wir durch die Säulen spazierten, nur, dass dies natürlich nicht Ägypten war. Die
Reliefs waren sehr gut erhalten und neben den zahlreichen Göttern war so
manche Sexpose dabei.
Die Hitze wurde unerträglich, also machten wir uns auf
den Weg zurück. Unterwegs kauften wir 2 Pepsi und Wasser, sofort von ein paar
Kindern umringt, die Kekse und Cola wollten. Wir haben ihnen nichts gekauft,
sonst wäre 1 Minute später ganz Hampi an dem Stand gewesen.
Im Zimmer duschten wir, wuschen noch ein bisschen Wäsche und relaxten. Nach 1 ½ Stunden
war mal wieder Stromausfall, damit stand der Ventilator und es wurde auch im
Zimmer mollig warm, also gingen wir wieder los. Wir bummelten ein bisschen durch
den Ort und gingen noch weiter den Fluß entlang. Es sollte noch ein Cafè etwas
weiter entfernt sein. Irgendwann bog der Weg in ein Bananenfeld ein, von einem
Cafè weit und breit nichts zu sehen. Im Reiseführer wird die Gegend als
gefährliche Zone geführt, es hatte hier des öfteren Überfälle auf Touristen
gegeben. Wir sahen uns um und bemerkten, dass wir die einzigen Touris waren,
also gingen wir lieber wieder zurück.
In einem der Restaurants aßen wir einen Happen, tranken Cola und Kaffee, Hampi ist alkoholfreie Zone – ergo kein
Bier. Das Essen war wieder super, ist ja immer wieder interessant, weil man ja
nie weiß, was man eigentlich bestellt hat. Wir schrieben noch ein paar Karten,
dann kam mal wieder ein Stromausfall und es war zu dunkel zum Schreiben. Da
gerade Betstunde war, gingen wir noch in den Tempel. Es war ein klassischer
Hindutempel, wir hatten ja schon einige gesehen.
Zurück im Zimmer mussten wir feststellen, dass der Deckenventilator Öl verlor und unser Moskitonetz und
mein Bettzeug eingesaut waren. Das hieß nochmal waschen und den Bezug vor die
nicht kühlende, aber wenigstens pustende Klimabox zu hängen. Ich klebte das
Schraubenloch des Ventilators zu (TesaFilm macht’s möglich), er war mächtig heiß
gelaufen, wahrscheinlich konnte er 2 Tage Dauerbetrieb nicht ab. Wir
beschlossen, ihn die Nacht über kühlen zu lassen (zumindest auf die 30 Grad
Raumtemperatur) und die nicht kühlende Kühlbox laufen zu lassen, damit
wenigstens die Luft in Bewegung blieb. In der Nacht gab es wieder ausreichend
Stromausfall, wir sind bald vor Hitze umgekommen.
Sonntag, 23.02.2003 - Hampi
Wir standen etwas früher auf, um den kühlen Morgen mitzunehmen. Scheinbar gab es in Hampi
außer Stromausfällen auch Wasserknappheit, als ich duschen wollte, tat sich
wassertechnisch leider nichts. Das zog sich eine knappe Stunde hin, dann endlich
duschen.
Wir gingen wieder frühstücken und genehmigten uns
neben 2 Kaffee noch 2 Omeletts mit Gemüse und Toast, chöööön chaaaaarfffff. Da
wir diesen Morgen etwas früh dran waren, beschäftigte sich die Familie des
Restaurants noch mit ihren morgendlichen Zeremonien und um uns etwas Gutes zu
tun, steckte der Chef noch 2 Räucherstäbchen neben uns in den Blumentopf. So
langsam wurde uns die Luft knapp, aber da musste man in Indien durch. Wir
kauften uns noch unsere Kekse (Britannia Good Day Choko Bisquits) und Wasser und
ließen uns von einer Rikscha zum königlichen Bereich von Vijayanagar fahren.
Als erstes gingen wir ins Queens Bath. Wie der Name schon sagt, handelte es
sich um das Bad der Königin und fiel dementsprechend geräumig aus. Wir nahmen
uns vor, es bei Gelegenheit zu kaufen, etwas zu restaurieren und wieder in
Betrieb zu nehmen, wäre auf Grund mangelnder Bademöglichkeiten für Touristen
bestimmt der Renner. Eintritt 50 Rs., für Inder 250 Rs., kalte Getränke und
Cocktails, Sonnenterrasse, schattige Liegeplätze ....
Wir zogen weiter. Die Sonne gab sich wieder mächtig Mühe und so waren es um 10 Uhr bei
wolkenlosem Himmel schon wieder lockerleicht 35 Grad, Tendenz steigend. Das
Gelände war sehr weitläufig, überall Tempel, Mauerreste, Plattformen,
Wasserbecken.
Wir orientierten uns anhand der Karte in unserem Reiseführer
und kamen nach gut 2 Stunden an einem restaurierten Tempel und ein kurzes Stück
weiter am von gewaltigen Mauern umsäumten ’Lotus Mahal’ an. Wir suchten nach dem
Eingang, fanden schließlich ein Tor und gingen durch. Prompt kam uns ein
Wachposten hinterher und rief immer ‚Wrong Way!’ Sieht aber richtig aus, meinten
wir und gingen weiter. Er meinte, wir müssten anders herum, zum anderen Eingang
um Tickets zu kaufen und ließ uns nicht weiter. Wir diskutierten kurz mit ihm,
zwecklos, also zurück. Unterwegs war die Mauer ein bisschen flacher, man konnte
auf ein paar Steine klettern und drüber schauen und hatte einen schönen Blick
über das Areal.
Am Eingang angekommen, das allgemeine Übel: Inder 10 Rs.,
Touris 250 Rs., also sind wir nicht rein. Wir umrundeten die Mauer auf einem
Trampelpfad und kamen von hinten an das Gelände heran. Hier gab es keine Mauer,
wir hätten problemlos reingekonnt, wollten uns aber keinen Ärger einhandeln. Wir
kletterten auf einen flachen Felsen am Mauerende, ließen uns im Schatten nieder
und hatten einen Logenplatz mit herrlichem Blick auf die
Elefantenställe.
Der Wohnbereich der Frauen des königlichen Hofes war von einer gewaltigen Mauer
mit Wachtürmen umsäumt. Im Zentrum befand sich ein Pavillon: das Lotus Mahal.
Die Elefantenställe hatten riesigen Ausmaße und
waren sehr schön gestaltet.
Historiker sehen darin den hohen Stellenwert der
Elefanten bestätigt.
Hier pausierten wir ein Stündchen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Wie es der
Zufall wollte, kam gerade ein Rikschafahrer des Wegs und so waren wir in
unerwartet kurzer Zeit wieder in Hampi. Die Hitze war wieder mörderisch, wir
verzogen uns ins Zimmer. Leider war wieder Stromausfall und damit kein Lüfter,
er sollte auch den ganzen Nachmittag nicht mehr laufen. Am späten Nachmittag
zogen wir dann wieder los, um die Hügelgegend gleich hinter unserem Hotel zu
erkunden. Das Gebiet erstreckte sich viel weiter als gedacht, alles voller
Tempel. Im Prinzip sahen sie hier aber alle gleich aus, ist ja auch kein Wunder,
war ja alles mal eine Stadt.
Anscheinend spielte Indien wieder im Cup, überall liefen Leute mit kleinen Radios herum, dank des Stromausfalls gab es ja
kein Fernsehen. Der Höhepunkt unserer Wanderung waren eine 5 ½ und eine 2 ½
Meter hohe Ganesha Statue.
Wir gingen Richtung Kamalapuram zum Krishnatempel.
Gegenüberliegend fanden wir das Wasserbecken, das wir schon vom Mantanga Hügel
aus gesehen hatten. Es war ein sehr romantisches Plätzchen, wir ließen uns für
eine Weile nieder.
Das Becken war fast voll, von verwitterten Säulengängen umgeben. In der Mitte stand ein leicht
zugewachsener Kuppelbau. Schmetterlinge und ein paar Vögel tummelten sich im
späten Sonnenlicht, die Ruhe war himmlisch. Ein Vogel fiel besonders auf, etwas
größer als eine Amsel. Er hatte leuchtend türkisfarbene Flügel, einen schwarzen
Rumpf mit weißer Brust und einen ziemlich langen Schnabel. Leider war an ihn
kein Rankommen, er hielt immer mindestens 30 Meter Distanz. Wir bekamen langsam
Hunger und gingen zurück.
Es gab Parota und Samosa, beides wieder lecker,
aber Steffis gestrige Kofta war besser. Außerdem gab es Käffchen, wir wurden
hier zu Koffeinjunkies. Auf dem Weg zum Zimmer hielten wir an einer Garküche, es
gab Peperoni im Teigmantel, ein netter kleiner Snack. Im Zimmer zurück, stellten
wir erfreut fest, dass der Strom wieder da war und der Lüfter verzweifelt seinen
Dienst tat.
Montag, 24.02.2003 - Hospet, Badami
Wir standen zeitig auf, da wir bis 9 Uhr auschecken mussten. Das Packen war inzwischen immer
schnell erledigt, reine Übungssache. Wir demontierten sämtliche Haken und
Leinen, es hatte wirklich kaum Spuren hinterlassen. Dann nochmal Kaffee und
Omelett, Zimmer bezahlen und auf den Bus nach Hospet warten.
In Hospet mussten wir feststellen, dass uns letztes Mal Mist erzählt wurde und der Bus
nach Badami erst um 13 statt um 11 Uhr fuhr. Also hatten wir noch 2 ½ Stunden
Zeit. Steffi machte es sich mit unserem Gepäck auf einer der zahlreichen Bänke
bequem und ich ging zur Post, unsere letzten Karten abschicken. Ich sagte Steffi
noch: „Lass dich nicht anquatschen“ und zog los. Als ich mich nochmal umdrehte,
wurde Steffi schon von ein paar Jungen belagert, ’Hello, Pen ?’
Die Post war recht gut besucht, ich suchte mir einen Schalter aus. Am Schalter 2 sagte die
Frau, ich müsste mich an den Schalter 1 stellen, dort war es knackend voll, aber
was half’s. Ich behauptete meine Position mittels Ellenbogeneinsatz, die Inder
sind Weltmeister im vordrängeln. Die Frau am 2. Schalter langweilte sich
sichtlich. Endlich war ich dran und was kam? Die Frau vom 1. Schalter gab die
Karten an die Frau vom 2. Schalter zum abstempeln. Manchmal kam man sich hier
doch ziemlich verarscht vor, aber ich hatte ja Zeit.
Wieder zurück, beobachteten wir die Leute – und
sie natürlich uns. Wiegen schien hier der Volkssport zu sein. Auf dem Busbahnhof
standen zwei, mit kunterbunten Blinklichtern versehene Waagen, die recht starken
Andrang hatten.
Leider war aber auch in Hospet zu sehen, dass die Inder
wirklich kein Benehmen hatten oder kannten. Kleinen Mädchen wurde beigebracht,
mitten in die Wartehalle zu pinkeln. Das alleine reichte schon, dazu kam, dass
die Toiletten keine 30 Meter entfernt waren. Für die Männer galt dasselbe, nur
dass sie nicht in die Halle, sondern an die Begrenzungsmauer pinkelten, trotz
ausreichender Toiletten. Der Gestank war dementsprechend. Überhaupt war Hospet
eine ziemlich dreckige Stadt. Da gab es wirklich von Ort zu Ort gewaltige
Unterschiede.
Aber zurück zu den Indern. Wenn sie nicht gerade die Gegend
vollpinkeln, haben die meisten recht viel Zeit, um jeden und alles zu
beobachten. Besonders Touristen stehen im Mittelpunkt des Interesses. Egal was
man tut, selbst beim Nichtstun wird man von allen Seiten beobachtet.
Hier war es so, dass sich ab und zu ein Halbkreis von bis zu 10 Leutchen bildete, die
Steffi beim Lesen zusahen. Die Tasche oder den Rucksack aufzumachen waren dann
schon Sachen, die den halben Bahnhof interessierten. Die Zeit unserer Abfahrt
rückte näher, also tüteten wir unsere Rucksäcke schon mal ein – war natürlich
wieder hochinteressant – und positionierten uns auf der entsprechenden
Plattform.
Während unserer Wartezeit hatte ich so manchen nach unserem Bus
gefragt, das zahlte sich jetzt aus. Inder sind nicht nur neugierig und müssen
oft pinkeln, sie sind für gewöhnlich sehr hilfsbereit (Taxifahrer bilden die
Ausnahme). Gleich drei Leute wiesen uns darauf hin, dass unser Bus eingefahren
sei, erstaunlicher Weise 20 Minuten vor der Zeit, aber natürlich auf einer
anderen Plattform. Es war noch nicht viel los im Bus, wir suchten uns in Ruhe
einen Platz aus und ich deponierte die Rucksäcke an gewohnter Stelle. Der Fahrer
meinte ‚Okay’ und los ging die wilde Fahrt.
Die Hälfte der Strecke war eine richtige Straße (ähnlich den Bundesstraßen in D), ein Schild verriet, dass es
sich um das ’National Highway Project’ handelte, nach unseren bisherigen
Straßenerfahrungen längst überfällig. Allerdings schienen die indischen
LKW-Fahrer so ihre Probleme mit solchen, gut ausgebauten, immer geradeaus
führenden Straßen zu haben, unterwegs waren einige Unfälle. Einer sah besonders
schlimm aus, der Lkw war ausgebrannt und die Böschung entlang lagen die Teile
eines anderen abgebrannten Fahrzeugs.
Das bringt mich wieder zurück zu unserem Gefährt, es war ein Bus neueren Datums, erstaunlich laufruhig und
durchzugsstark, ohne übermäßige Klappergeräusche und mit einer ziemlich leisen
Hupe ausgestattet. Die schonte zwar unsere Nerven, dafür wurden wir aber von den
anderen Verkehrsteilnehmern nicht für voll genommen, was zu einigen heftigen
Bremsmanövern führte. Wir verließen den Highway leider bald wieder und widmeten
uns den mit Teer bekleckerten Feldwegen. Wir kamen durch einige kleinere Orte
und konnten wieder die haarsträubendsten Sachen beobachten. Ein Sammelbus
(Tonga) war hoffnungslos überfüllt, auf dem Dach saßen nochmal so viele Leute
wie drinnen. Auf einem Moped wurden so um die 30 lebendige Hühner transportiert.
Sie waren an den Füßen zu Bündeln zusammengebunden, 10 hingen dem Lenker, 10
über dem Gepäckträger und 2x5 hatte der Sozius in den Händen. Völlig überladene
LKW’s schaukelten auf den holprigen Straßen dahin, bereit in der nächsten Kurve
umzukippen.
Wir näherten uns Badami und die Landschaft wurde felsiger. Die
untergehende Sonne färbte die Felsen orangerot, man wurde unweigerlich an die
Marlboro-Werbung erinnert, nur das hier Kühe und keine Pferde rumliefen. Kaum
aus dem Bus ausgestiegen, waren wir schon wieder von einer Menschentraube
umringt, die uns interessiert beim Austüten und Aufsetzen der Rucksäcke zusahen.
Wir wählten das Mookambika Hotel, gleich schräg gegenüber vom Busbahnhof und
nahmen uns ein Standardzimmer für 300 Rs. die Nacht. Dann zogen wir nochmal in
Sachen Getränke los, 2 Pepsi, 1 Wasser und 1 Bier waren unsere Ausbeute. Gleich
neben unserem Hotel machte gerade eine mobile Garküche Station, die frittierte
Peperoni im Teigmantel anbot. Wir ließen uns 12 Stück für 6 Rs geben, dass war
ein absoluter Kampfpreis und dementsprechend stark war der Andrang. Wir
verputzten sie gleich vor Ort, war wie immer sehr gut, uns brannten die Lippen.
Zurück im Zimmer duschen, Wäscheleine anbauen, Bier trinken, Mücken jagen,
schlafen. Die Tesa Powerstrips mit dazugehörigen Haken waren echt genial. Sie
hielten super und gingen (meistens) spurlos wieder ab. Klasse Patent, ohne das
wir auch unser Moskitonetz in Hampi nicht hätten anbauen können.
Dienstag, 25.02.2003 - Badami
Ich wurde gegen 7 Uhr von einer Wasserdusche geweckt. Wir hatten hier Gaze vor den
Fenstern, also hatten wir sie über Nacht aufgelassen. Der Gärtner war gerade
dabei, die Pflanzen zu wässern und scherte sich nicht um offene Fenster im
Erdgeschoss.
Wir gingen ins Restaurant um zu frühstücken – leider zu. Also
suchten wir uns einen Bäcker für Brötchen und Kuchen.
Dann ging es auf zu den Höhlentempeln, für die dieser Ort bekannt war. Wir durchquerten den Ort und
fühlten uns ins Mittelalter zurückversetzt. Eine offene Kanalisation,
Kuhscheiße, Dreck und Gestank bestimmten das Bild. Nur die Autos und
Mopedrikschas passten nicht so ganz dazu. Wir beschleunigten unsere Schritte und
kamen nach einiger Zeit am Museum an. Es war an einem uralten Stausee gelegen,
den einer der frühen Könige mal anlegen ließ. Hunderte Frauen waren beim Wäsche
waschen, überall knallte und klatschte es und schallte laut von den Felsen
zurück. Am Ende des Sees war ein Tempel direkt am Wasser gelegen, ein sehr
schönes Plätzchen.
Wirklich ein idyllisches Fleckchen: Der Bhutanatha Tempel am Agastya-See von Badami
Wir gingen zu den Höhlen, der Eintritt kostete 10 Rs für Inder und 100 Rs für Ausländer und da
wir ja hauptsächlich wegen der Höhlen hier waren, bezahlten wir.
Es waren 4 Höhlen und jede Menge Affen. Die 3. Höhle gefiel uns am Besten. Sie war tief in
den Berg gearbeitet und erinnerte ein bisschen an die Höhlen von Moria aus ’Herr
der Ringe’, nur nicht so hoch.
Wie
mit einem Messer
geschnitten, Sehr
schön gearbeitete und
gut
der Eingang zur 3. Höhle. erhaltene
Säulen und Figuren
Leider war der Aufstieg zur Südfestung gesperrt, von da oben hätte man einen schönen Blick
gehabt. Aber uns blieb ja noch die Nordseite.
Von unten klang mächtiger Lärm herauf, die Inder nannten es wahrscheinlich Musik, eine Kapelle gab alles, um
ihren Instrumenten möglichst laute Töne zu entlocken. Ein mit bunten Fähnchen
und Vorzelt geschmücktes Haus war der Ursprung des Ganzen, irgendeine Festivität
mit mehreren hundert Leuten war dort in Gang.
Wir pausierten vor der 4. Höhle, da kam eine große Gruppe junger Leute, die sich die Ausführungen eines
etwas älteren Herren anhörten und als dieser fertig war, heftigst applaudierten.
Dann kam, was kommen musste, der Mann erklärte uns, dass das seine Studenten
wären und sie gerne Fotos mit uns machen würden. Inzwischen waren wir ja schon
Profis, ’No Problem’ und alle positionierten sich. Diesmal ging es ziemlich
schnell, sie bedankten sich und gingen. Später fiel uns ein, dass wir sie
vielleicht auch hätten knipsen sollen, man steht ja nicht so oft im
Mittelpunkt.
Wieder zurück bei der 3. Höhle, konnten wir beobachten, wie die
Einheimischen mit ihren Jahrhunderte alten Kulturschätzen umgingen. Absperrungen
wurden beiseite geräumt und die in den Felsen gehauenen, übermannshohen Figuren
für ein Foto bestiegen. Und zwar mit so vielen Leuten, dass die Figur nicht mehr
zu sehen und es erstaunlich war, dass nicht Teile von ihr abbrachen, es war ja
schließlich bloß Sandstein. Auch hier wurden wir zum Familienfoto eingeladen,
aber nicht auf den Figuren.
Wir gingen zurück, schauten noch bei der lärmenden Gesellschaft vorbei, viele Leute, aber
wir konnten nicht erkennen, worum es ging. Dann war die Zeit reif für eine
ausgiebige Mittagspause im Hotel, draußen war es zu heiß.
3 Stunden später gingen wir wieder los, es war
inzwischen halb 5 und immer noch heiß, aber die Sonne stand schon recht tief und
brannte nicht mehr so sehr. Wir kehrten in eins der spartanischen
Garküchenrestaurants ein, es gab Teigbälle mit Zwiebel-Chili-Kräuterfüllung, wie
immer schmackhaft, nur Steffis Fall waren sie nicht. Also ab zum nächsten Stand,
noch Peperoni im Teig gekauft. Das war auch nicht das Richtige, aber inzwischen
war zu merken, dass ihre Appetitlosigkeit von einer nahenden Erkältung
herrührte, Halsschmerzen und ein bisschen Schnupfen hatte sie schon. Wir suchten
noch ein Internetcafé, konnten aber keins finden, vielleicht Donnerstag in der
anderen Richtung.
Unterwegs wurden wir von ein paar Schuljungen angesprochen,
die sichtlich stolz ihre Englischkenntnisse anwendeten. Einer von ihnen hat
Steffi das Versprechen abgerungen, ihm zu schreiben und ihr seine Adresse
aufgeschrieben. Dann meinte er noch, ob wir nicht Geschenke tauschen wollten. Er
hatte einen schlechten Zeitpunkt erwischt, wir hatten nichts weiter bei uns. Wir
bekamen von ihm trotzdem einen Desinfektionsstein fürs Waschbecken, toll.
Ich ging noch Bier kaufen. Als ich den Laden verließ, er hatte eine
angeschlossene, düstere Trinkhalle, stürzte ein Mann an mir vorbei und übergab
sich vor meinen Füssen, na dann Prost. Überhaupt schienen die Männer hier dem
Alkohol sehr zugetan zu sein, obwohl die Mehrheit muslimisch sein sollte. Die
Alkoholläden waren gut besucht und die Leute kauften sich kein Bier, sondern
Schnaps. Apropos Bier, hier in Badami gab es hauptsächlich Starkbier, eins davon
trug den treffenden Namen ’Knock Out’.
Mittwoch, 26.02.2003 - Badami
Eigentlich wollten wir heute morgen nach Aihole fahren, aber unser gestriger
Garküchenbesuch hatte bei mir durchschlagende Folgen, vielleicht hätte ich doch
nicht so viel essen sollen. Also blieben wir vorerst im Zimmer, ich nahm ein
paar Pillen und beobachtete die Angelegenheit. Nach 3 Toilettenbesuchen schien
es wieder gut zu sein und so gingen wir zum Museum an der nördlichen
Festung.
Im Museum hatte man nichts verpasst, es war eine einzige Baustelle.
Wir spazierten gemächlich durch die Reste der Festung, oben auf den Felsen wehte
ein recht frisches Lüftchen, äußerst angenehm.
Auf dem Rückweg kamen wir an der Schule vorbei, es war gerade Pause, die alle nutzten, um die Gegend
vollzupinkeln, es schien keine Toiletten zu geben. Von allen Seiten schallte es
’Hello, Hi, Whats your name?’ und große dunkle Kinderaugen schauten uns
erwartungsvoll an. Wir wiederholten geduldig unsere Namen und unser Land, bis
wir schließlich an der Schule vorbei waren. In einer Seitenstraße sahen wir ein
großes Schild ’Internet Email etc.’ und wir kehrten dort ein. Drinnen saß ein
alter Mann, der, als er uns kommen sah, wild gestikulierte und anfing zu
telefonieren. Ein Junge tauchte auf, der für ihn dolmetschte. Jetzt ginge es
nicht, aber wir könnten halb 6 wiederkommen. Als wir den Preis hörten, wussten
wir, dass wir nicht wiederkommen würden. 80 Rs wollte er haben, das war reiner
Wucher und dann noch, wenn er mal Zeit hatte. Unsere Bekannten würden auf eine
weitere Email verzichten müssen.
Den Rest des Tages verbrachten wir faulenzender- und lesenderweise im Hotel. Aufgrund unseres gesundheitlichen
Zustandes war eh die Luft raus. Abends kaufte ich noch ein paar Peperoni im Teig
für Steffi, ich ließ lieber die Finger davon.
Donnerstag, 27.02.2003 - Aihole, Pattadakal
Heute Aihole, 2. Versuch. Wir gingen halb acht rüber zum Busbahnhof und hielten Ausschau nach
unserem Bus. Ich fragte mehrere Fahrer und Kassierer, aber so früh am Morgen
waren sie noch maulfaul und gaben sich nicht mit Touristen ab. Einer von ihnen
meinte, der Bus würde erst halb neun fahren, dass wussten wir aber besser, 7 Uhr
45 war die Zeit, gestern fuhr er auch, ich war schließlich gucken gewesen.
Endlich fanden wir einen, der Bescheid wusste, aber kein Englisch konnte. Er gab
uns zu verstehen, dass wir noch 5 Minuten warten sollten, der Bus würde gleich
kommen. So war es dann auch.
Wir stiegen ein und durften miterleben, wie der Fahrer sein Gefährt mit Rächerstäbchen bearbeitete. Rückspiegel, Zündung,
Elektrik, alles wurde sehr sorgfältig eingeräuchert, wir inklusive. Nach so viel
Segen konnte ja nichts mehr schief gehen.
Die Fahrt führte durch entlegene Dörfer, über sehr schlechte, schmale Straßen und teilweise Feldwege. Nach 1 ½
Stunden waren wir da. Am Eingang die übliche Abzockerei, Inder 5 Rs., Ausländer
100 Rs. oder 2 $.
Die Tempel selbst haben uns nicht vom Hocker gerissen, vielleicht lag es daran, dass wir nach 3 ½ Wochen etwas tempelmüde waren, aber
es gab wirklich Schönere. Es waren Sandsteintempel, die restauriert und wieder
aufgebaut wurden, daher kosteten sie auch Eintritt. Da Sandstein weich ist und
die Tempel sehr alt waren, war von den Details nicht mehr viel zu sehen. Am
schönsten, wegen seiner ungewöhnlichen Form, fanden wir den Durga Tempel gleich
vorne an.
Eine Gruppe junger Leute – sicher wieder Studenten – saß im Schatten der Bäume und zeichnete einen der Tempel. Sie hatten scheinbar erst
angefangen, auf ihren Blättern war noch nicht viel zu sehen, aber die Ansätze
waren vielversprechend.
Wir ließen uns im Schatten eines Tempels nieder und
genossen die Ruhe. Die währte allerdings nicht lange, 2 Kartenverkäufer
belagerten uns. Sie waren sehr hartnäckig, wir mussten etwas lautere Töne
anschlagen, um sie loszuwerden. Kaum war ich auf der Suche nach einem Fotomotiv,
fingen sie schon wieder an Steffi zu bequatschen, hoffnungslose Fälle.
Wir gingen wieder hinaus mit dem Fazit, dass wir uns die 2 $
hätten sparen können, da die Tempel von weitem besser aussahen. Außerdem war
ganz Aihole eine einzige Tempelstadt, alle paar Meter stieß man auf kleinere und
größere Exemplare.
Wir setzten uns in den Schatten eines großen Baumes
gegenüber vom Eingang. Hier schien der allgemeine Treffpunkt zu sein, viele
Leute saßen und tratschten. Wir gönnten uns eine Kokosnuss und warteten auf
einen Bus. Der Platz war gut gewählt, man hatte die Straße im Blick, gute Sicht
auf die Tempel und konnte prima die Leute beobachten. Ein paar Touristen kamen
und gingen, nur von einem Bus war nichts zu sehen. Eine Stunde war rum, da
sprachen uns ein paar Einheimische an, ob wir nach Pattadakal wollten, was wir
bejahten. Der nächste Bus würde erst 4 Uhr fahren, aber von Pattadakal gäbe es
dann bessere Verbindungen, wir sahen auf die Uhr, es war gerade 11 Uhr. Wir
mussten uns etwas einfallen lassen.
Ein Lkw traf ein, die Ladefläche voller
Leute. Wir gingen hin und wollten fragen, wohin er fährt, da kam eine Rikscha.
Der Fahrer meinte, die Fahrt würde 150 Rs. kosten, das war zuviel. Wir sahen zum
Lkw rüber, die Ladefläche war verdammt voll und wohin er fährt, wussten wir auch
noch nicht. Der Rikschafahrer meinte, 100 Rs. wären sein letztes Angebot, wir
nahmen an. Die Federung seines Gefährts erwies sich als äußerst hart und die
Wege waren mit Löchern übersät, so dass wir hin und her geworfen wurden. Aber so
war das hier, lieber schlecht gefahren, als gut gelaufen. Er setzte uns
direkt vor dem Tempelgelände in Pattadakal ab und verschwand eiligst, da ihm ein
etwas übereifriger Ticketverkäufer ein Parkplatzticket verkaufen wollte. Was kam
am Eingang? Inder 10 Rs, Touristen 250 Rs. Wir lehnten dankend ab und setzten
uns auf eine Cola in die gegenüberliegende Getränkebude. Wir entschieden uns
wieder für die ’Classic Pepsi’, es gab auch blaue Pepsi extra für den
Cricketweltcup – Indien spielt in blau – aber die animierte uns nicht gerade zum
trinken.
Die Anlage hier war größer und schöner als in Aihole, aber 5 $
pro Nase war ein bisschen viel des Guten. Von außen hatte man einen sehr schönen
Blick über das Gelände, das reichte. Wir umrundeten das Areal und stießen auf
der Rückseite der Anlage auf einen weiteren Tempel. Seine Lage machte den Reiz
aus, direkt am Fluss.
Wir machten uns auf die Suche nach dem Busbahnhof. In
Aihole gab es keinen und hier auch nicht, was die Sache nicht gerade
vereinfachte. Aber wenigstens fanden wir etwas, dass wie ein Buswartehäuschen
aussah. Irgendwann kam ein Bus, nein nicht nach Badami, kurz darauf ein zweiter,
auch nicht nach Badami, aber der Sammelbus dort drüben würde bald fahren. Fragte
sich nur wann, von dem Fahrer und seinen Passagieren war nichts zu sehen. Laut
scheppernd kam ein weiterer Bus um die Ecke, Badami ? Yes, Badami. Na also, wir
mussten scheinbar noch viel geduldiger werden. Im Bus kassierte zum ersten Mal
eine Frau, scheinbar machte auch in Indien die Emanzipation langsam
Fortschritte.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit süßem Nichtstun.
Abends gingen wir nochmal essen, im angeschlossenen Restaurant. Es würde hier
doch Frühstück geben, aber erst ab 11 Uhr, sehr witzig. Wir gönnten uns ein
kühles Blondes und ließen uns das Essen schmecken. Scheinbar war mein Magen
immer noch nervös, einige Stunden später bekam ich Bauchschmerzen. Das Ergebnis
war, dass ich die Nacht mehr oder weniger auf dem Klo verbrachte und
zwischendurch immer wieder Pillen einwarf. Schließlich mussten wir am nächsten
Tag mehrere Stunden Bus und Zug fahren, mit Durchfall kam das nicht so gut. So
gegen 6 Uhr zeigten die Immodium Wirkung, gerade pünktlich zum Packen und
Auschecken.
Freitag, 28.02.2003 - Rückfahrt nach Madras
Der halb 8 Bus war unserer, der Fahrer war gut drauf und in 4 Stunden 10 Minuten waren wir
wieder in Hospet. Wir gaben unser Gepäck am Busbahnhof ab, mit 20 Rs. eine
ziemlich teure Angelegenheit, aber wir wollten das Zeug nicht ständig mit uns
rumschleppen.
Ein Intenetcafè namens ’Cybernet’ befand sich gleich um die
Ecke, wir schrieben unsere letzte Email. Steffi wollte noch essen gehen, ich
habe lieber nichts genommen, um meine Verdauung nicht gleich wieder zu
verärgern. Brötchen und Wasser würden unsere Verpflegung bis Sonntag darstellen,
mir war es sehr recht und da wir sowieso nur Zug fahren, würde es schon
gehen.
Aufgrund der Hitze entschieden wir, uns eine Rikscha zum Bahnhof zu
nehmen und dort auf den Zug zu warten. Der Fahrer sagte, ich soll den Rucksack
auf die kleine hintere Ablage legen, ich wollte ihn ja auf den Schoß nehmen,
aber nee ... Auf halber Strecke schepperte es kräftig hinter uns, die
Heckscheibe war rausgefallen und der Rucksack war bestimmt nicht schuldlos. Der
Fahrer sammelte das Scheibengummi ein, die Scherben ließ er liegen und weiter
gings.
Auf dem Bahnhof richteten wir uns für 6 Stunden ein – alles zumachen
und festbinden, damit die Affen uns nicht beklauten. Es war nicht besonders viel
los, in der ganzen Zeit fuhren 3 Züge. Nach einer Weile gesellte sich ein Hund
zu uns, erst lag er neben der Bank, dann hinter der Bank und schließlich
quetschte er sich zwischen unseren Beinen durch unter die Bank. Ihm schien es zu
gefallen und wir hatten einen Beschützer.
Unser Zug fuhr pünktlich 20 Uhr 10
ein, wir bezogen unsere Sitze und späteren Liegen. Es war dank der Klimaanlage
eine angenehm kühle Nacht, die Ohrstöpsel sorgten für Ruhe und so kamen wir
ausgeruht und pünktlich in Bangalore an. Als unsere Liegennachbarn – es waren
Österreicher - die Ohrproppen sahen, meinten sie, so etwas hätten sie auch
gebrauchen können, die Mitreisenden hätten fürchterlich geschnarcht. Wir
beglückwünschten uns mal wieder zum Kauf dieser kleinen, aber wichtigen
Helferlein und stiegen aus.
Sonnabend, 01.03.2003 - Rückfahrt nach Madras
Wir gingen zum nächsten Zug, der uns nach Chennai bringen sollte. Da wir noch Zeit hatten,
gab’s erst mal Kaffee auf dem Bahnsteig. Das mit der Platzreservierung hatte
auch hier geklappt, unsere Namen standen – fast richtig geschrieben – am Waggon.
Die Fahrt wurde wegen der steigenden Temperaturen ziemlich anstrengend, aber
auch das überstanden wir, inzwischen waren wir ja etwas Hitze erprobt.
In Madras angekommen, fiel uns gleich der riesige Menschenauflauf in der
Bahnhofshalle auf. Verwundert sahen wir uns um, alles klar, Cricket World Cup,
Indien vs. Pakistan auf einer Großbildleinwand. Wir fragten den Station Master
nach der Bahn zum Flughafen, er sagte wir müssten zur Park Station gehen, es
wäre nicht weit.
Als wir draußen unterwegs waren, kam uns alles sehr bekannt
vor, bei genau dieser Bahnstation (Central Station) hatten wir am ersten Tag
aufgegeben, weil alle, einschließlich dem ’May I Help You’ Police Officer,
erzählt hatten, es würden noch 12 km bis zum Busbahnhof sein. Nun mussten wir
jedoch feststellen, dass uns die komplette Saubande Mist erzählt hat und wir nur
noch ca. 1 km entfernt und genau auf dem richtigen Weg waren. Aber das waren
inzwischen alte Kamellen, wir fanden die Park Station und fuhren zum Flughafen.
Dort angekommen, wurden wir von Sicherheitsbeamten in den klimatisierten
Wartebereich geschickt, er hatte einen Fernseher und was lief ? Indien vs.
Pakistan. Als sich das Spiel dem Ende näherte, füllte sich der Warteraum und
alles fieberte dem indischen Sieg entgegen. So kam es dann auch, unter dem Jubel
des gesamten Flughafen von Chennai besiegte Indien den Erzfeind Pakistan. Die
Nachrichten schlachteten das Thema genüsslich aus, stundenlang Livejubel aus
Indien. Eine Illustrierte bezeichnete das Spiel im Vorfeld als ’Krieg auf dem
Cricketplatz’. Dies und die Nachrichten sprachen Bände, so wurde mit Sport
Politik gemacht, sehr traurig.
Sonntag, 02.03.2003 - Rückflug
Ab 1 Uhr morgens konnten wir dann einchecken, vorher musste wir unser Gepäck
durchleuchten und versiegeln lassen und die Ausreiseerklärung ausfüllen, die
Ausreisegebühr war scheinbar abgeschafft worden. Wir ließen unser Gepäck bis
Hamburg durchchecken und machten uns auf den Weg durch die Kontrollen. Es gab
eine Menge Stempel, aber wir hatten ja Zeit und irgendwann waren wir durch. Wir
verjubelten unsere letzten Rupies und begaben uns zum Warteraum an unserem
Ausgang. Auch hier stand ein Fernseher, Wiederholung Australien gegen
Simbabwe.
Ein Flug nach Bombay wurde aufgerufen, es kam Bewegung in die
Menge. Eine Weile später kamen drei Männer durch und riefen nach Passagieren für
den Bombayflug. Erst tat sich nichts, dann verrenkten sich zwei Inder vor uns
den Hals. Die beiden Inder bekamen von den drei Männern einen ordentlichen
Anschiss und trotteten in Richtung ihres Ausgangs los. Vielleicht wollten sie ja
warten, bis das Flugzeug losrollt und dann aufspringen, wie sie es von Bus und
Bahn gewöhnt sind. Aber das Beste sollte noch kommen. Eine viertel Stunde später
kamen die drei Männer wieder und suchten offensichtlich nach weiteren
Passagieren. Und sie fanden einen, natürlich vor dem Fernseher. Er schien erst
gar nicht zu wissen was los war, bis ihm scheinbar dämmerte, dass er auf dem
Flughafen war und nach Bombay fliegen wollte. Auch er bekam wieder ordentlich
was zu hören, aber bloß keine Hektik. Erstmal in Ruhe das Zeug zusammensuchen,
dann schlurfte auch er zum Flieger.
Wir dachten ja eigentlich, dass wir mit
den Unmengen an Kontrollen durch wären, aber weit gefehlt, vom Gate bis zum
Flieger kamen noch drei. Wir starteten trotzdem pünktlich. Als ich die
Bordzeitschrift nach dem Filmangebot durchblätterte, musste ich enttäuscht
feststellen, dass mit dem neuen Monat auch das Programm gewechselt hatte. Es war
nicht so berauschend, das Highlight war der aktuelle Star Trek Streifen
’Genesis’.
Es wurden lange 11 Stunden, jetzt merkten wir, dass uns die
letzten Tage doch ganz schön geschafft hatten. In London angekommen, hatten wir
knapp 4 Stunden Aufenthalt. Da wir unser Gepäck durchgecheckt hatten, konnten
wir uns in Ruhe umsehen und lernten den Londoner Flughafen von einer sehr
angenehmen Seite kennen. In meiner Tasche fand sich noch ein bisschen Kleingeld,
es reichte genau für einen Schokoriegel, der Verkäufer fragte ungläubig, ob das
schon alles wäre.
Wir landeten bei Regen und 6 Grad in Hamburg, die Heimat
hatte uns wieder, aber bei dem Wetter hätte man gern den nächsten Flieger in die
Sonne genommen. Thomas und Susanne warteten schon und so endete unsere Tour wie
sie anfing, mit einem äußerst zuverlässigen Thomas.
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