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Sonnabend, 22.02.2003  -  Hampi

Der Vorteil an der touristischen Erschlossenheit des Dorfes war, dass man zum Frühstück Toast und Kaffee in den Restaurants bekam und nicht schon am frühen Morgen mit Reis anfangen musste. Wir begaben uns ins Geeta und gönnten uns Cheese Chapata und Tomato Cheese Toast plus Kaffee und Tee, alles gewohnt lecker.
Dann machten wir uns auf unsere erste Besichtigungstour. Die ehemalige Stadt umfasste ca. 26 Quadratkilometer, es war also alles recht weitläufig. Wir gingen zuerst zum Fluss, es wurde Wäsche gewaschen, Kinder und Kühe badeten. Die Gegend war wirklich sehr idyllisch, der Fluss wand sich durch die rund gewaschenen Steine, vorbei an Palmen und Bananen.

Wir pilgerten durch die kleinen Gässchen Richtung Osten zum Vitthala Tempel. Es war ein ganz schönes Stück zu laufen, aber durch eine wunderschöne Landschaft. Wir sahen Leute mit ihren runden Korbbooten den Fluss langpaddeln und auf dem ganzen Weg immer wieder Überbleibsel von Tempeln. Kurz vor unserem Ziel ließen wir uns nochmal im Schatten eines Baumes am Fluss nieder, hier hätte man den Tag verbringen können. Wir beobachteten die Leute beim Wäsche waschen und genossen das kühle Lüftchen. Plötzlich eine Bö und dann kam eine Windhose auf uns zu. Augen und Ohren zu halten, sie fegte genau über uns hinweg und löste sich am Fluss auf.
Wir rissen uns vom schönen Anblick der Gegend los und gingen zum Tempel. Er war nicht mehr so taufrisch, wurde aber gerade restauriert. Es war wieder die totale Touri-Abzocke, Eintritt für Inder 10 Rs., für Ausländer 250 Rs. Wir beschlossen, diese Frechheit nicht zu unterstützen und blieben draußen. Gleich neben dem Tempel befanden sich Säulengänge, auf deren Dach man klettern konnte, von hier hatten wir einen sehr guten Blick in den Tempelhof, es gab nichts was 250 Rs. pro Nase wert gewesen wäre. Ich sah mir noch den kleinen Nachbartempel an, wieder mal sehr schön.



Die Säulenhalle des Vitthala Tempel war eine von 2 Attraktionen, aber nicht unbedingt 5 Dollar wert.

   Der steinerne Tempelwagen des Vitthala Tempels                       Säulenhalle im Nachbartempel

Wir machten uns auf den Rückweg und steuerten den Achutaraja Tempel an, den wir schon gestern vom Hügel aus gesehen hatten. Es war inzwischen brütend heiß. Die Sonne stand senkrecht am Himmel und kein Schatten weit und breit. Als wir die Straße zum Tempel erreichten, war diese glücklicherweise auch von Säulengängen gesäumt, wir retteten uns in ihren Schatten.
Der Tempel war mal wieder recht groß und der Zerstörungswut muslimischer Truppen zum Opfer gefallen, hatte aber eine sehr schöne Atmosphäre. Wir kamen uns ein bisschen vor wie bei ‚Tod auf dem Nil’, als wir durch die Säulen spazierten, nur, dass dies natürlich nicht Ägypten war. Die Reliefs waren sehr gut erhalten und neben den zahlreichen Göttern war so manche Sexpose dabei.
Die Hitze wurde unerträglich, also machten wir uns auf den Weg zurück. Unterwegs kauften wir 2 Pepsi und Wasser, sofort von ein paar Kindern umringt, die Kekse und Cola wollten. Wir haben ihnen nichts gekauft, sonst wäre 1 Minute später ganz Hampi an dem Stand gewesen.
Im Zimmer duschten wir, wuschen noch ein bisschen Wäsche und relaxten. Nach 1 ½ Stunden war mal wieder Stromausfall, damit stand der Ventilator und es wurde auch im Zimmer mollig warm, also gingen wir wieder los. Wir bummelten ein bisschen durch den Ort und gingen noch weiter den Fluß entlang. Es sollte noch ein Cafè etwas weiter entfernt sein. Irgendwann bog der Weg in ein Bananenfeld ein, von einem Cafè weit und breit nichts zu sehen. Im Reiseführer wird die Gegend als gefährliche Zone geführt, es hatte hier des öfteren Überfälle auf Touristen gegeben. Wir sahen uns um und bemerkten, dass wir die einzigen Touris waren, also gingen wir lieber wieder zurück.
In einem der Restaurants aßen wir einen Happen, tranken Cola und Kaffee, Hampi ist alkoholfreie Zone – ergo kein Bier. Das Essen war wieder super, ist ja immer wieder interessant, weil man ja nie weiß, was man eigentlich bestellt hat. Wir schrieben noch ein paar Karten, dann kam mal wieder ein Stromausfall und es war zu dunkel zum Schreiben. Da gerade Betstunde war, gingen wir noch in den Tempel. Es war ein klassischer Hindutempel, wir hatten ja schon einige gesehen.
Zurück im Zimmer mussten wir feststellen, dass der Deckenventilator Öl verlor und unser Moskitonetz und mein Bettzeug eingesaut waren. Das hieß nochmal waschen und den Bezug vor die nicht kühlende, aber wenigstens pustende Klimabox zu hängen. Ich klebte das Schraubenloch des Ventilators zu (TesaFilm macht’s möglich), er war mächtig heiß gelaufen, wahrscheinlich konnte er 2 Tage Dauerbetrieb nicht ab. Wir beschlossen, ihn die Nacht über kühlen zu lassen (zumindest auf die 30 Grad Raumtemperatur) und die nicht kühlende Kühlbox laufen zu lassen, damit wenigstens die Luft in Bewegung blieb. In der Nacht gab es wieder ausreichend Stromausfall, wir sind bald vor Hitze umgekommen.

Sonntag, 23.02.2003  -  Hampi

Wir standen etwas früher auf, um den kühlen Morgen mitzunehmen. Scheinbar gab es in Hampi außer Stromausfällen auch Wasserknappheit, als ich duschen wollte, tat sich wassertechnisch leider nichts. Das zog sich eine knappe Stunde hin, dann endlich duschen.
Wir gingen wieder frühstücken und genehmigten uns neben 2 Kaffee noch 2 Omeletts mit Gemüse und Toast, chöööön chaaaaarfffff. Da wir diesen Morgen etwas früh dran waren, beschäftigte sich die Familie des Restaurants noch mit ihren morgendlichen Zeremonien und um uns etwas Gutes zu tun, steckte der Chef noch 2 Räucherstäbchen neben uns in den Blumentopf. So langsam wurde uns die Luft knapp, aber da musste man in Indien durch. Wir kauften uns noch unsere Kekse (Britannia Good Day Choko Bisquits) und Wasser und ließen uns von einer Rikscha zum königlichen Bereich von Vijayanagar fahren.
Als erstes gingen wir ins Queens Bath. Wie der Name schon sagt, handelte es sich um das Bad der Königin und fiel dementsprechend geräumig aus. Wir nahmen uns vor, es bei Gelegenheit zu kaufen, etwas zu restaurieren und wieder in Betrieb zu nehmen, wäre auf Grund mangelnder Bademöglichkeiten für Touristen bestimmt der Renner. Eintritt 50 Rs., für Inder 250 Rs., kalte Getränke und Cocktails, Sonnenterrasse, schattige Liegeplätze ....

Wir zogen weiter. Die Sonne gab sich wieder mächtig Mühe und so waren es um 10 Uhr bei wolkenlosem Himmel schon wieder lockerleicht 35 Grad, Tendenz steigend. Das Gelände war sehr weitläufig, überall Tempel, Mauerreste, Plattformen, Wasserbecken.
Wir orientierten uns anhand der Karte in unserem Reiseführer und kamen nach gut 2 Stunden an einem restaurierten Tempel und ein kurzes Stück weiter am von gewaltigen Mauern umsäumten ’Lotus Mahal’ an. Wir suchten nach dem Eingang, fanden schließlich ein Tor und gingen durch. Prompt kam uns ein Wachposten hinterher und rief immer ‚Wrong Way!’ Sieht aber richtig aus, meinten wir und gingen weiter. Er meinte, wir müssten anders herum, zum anderen Eingang um Tickets zu kaufen und ließ uns nicht weiter. Wir diskutierten kurz mit ihm, zwecklos, also zurück. Unterwegs war die Mauer ein bisschen flacher, man konnte auf ein paar Steine klettern und drüber schauen und hatte einen schönen Blick über das Areal.
Am Eingang angekommen, das allgemeine Übel: Inder 10 Rs., Touris 250 Rs., also sind wir nicht rein. Wir umrundeten die Mauer auf einem Trampelpfad und kamen von hinten an das Gelände heran. Hier gab es keine Mauer, wir hätten problemlos reingekonnt, wollten uns aber keinen Ärger einhandeln. Wir kletterten auf einen flachen Felsen am Mauerende, ließen uns im Schatten nieder und hatten einen Logenplatz mit herrlichem Blick auf die Elefantenställe.

    

Der Wohnbereich der Frauen des königlichen Hofes war von einer gewaltigen Mauer
mit Wachtürmen umsäumt. Im Zentrum befand sich ein Pavillon: das Lotus Mahal.



Die Elefantenställe hatten riesigen Ausmaße und waren sehr schön gestaltet.
Historiker sehen darin den hohen Stellenwert der Elefanten bestätigt.

Hier pausierten wir ein Stündchen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Wie es der Zufall wollte, kam gerade ein Rikschafahrer des Wegs und so waren wir in unerwartet kurzer Zeit wieder in Hampi. Die Hitze war wieder mörderisch, wir verzogen uns ins Zimmer. Leider war wieder Stromausfall und damit kein Lüfter, er sollte auch den ganzen Nachmittag nicht mehr laufen.
Am späten Nachmittag zogen wir dann wieder los, um die Hügelgegend gleich hinter unserem Hotel zu erkunden. Das Gebiet erstreckte sich viel weiter als gedacht, alles voller Tempel. Im Prinzip sahen sie hier aber alle gleich aus, ist ja auch kein Wunder, war ja alles mal eine Stadt.
Anscheinend spielte Indien wieder im Cup, überall liefen Leute mit kleinen Radios herum, dank des Stromausfalls gab es ja kein Fernsehen. Der Höhepunkt unserer Wanderung waren eine 5 ½ und eine 2 ½ Meter hohe Ganesha Statue.
Wir gingen Richtung Kamalapuram zum Krishnatempel. Gegenüberliegend fanden wir das Wasserbecken, das wir schon vom Mantanga Hügel aus gesehen hatten. Es war ein sehr romantisches Plätzchen, wir ließen uns für eine Weile nieder.

Das Becken war fast voll, von verwitterten Säulengängen umgeben. In der Mitte stand ein leicht zugewachsener Kuppelbau. Schmetterlinge und ein paar Vögel tummelten sich im späten Sonnenlicht, die Ruhe war himmlisch. Ein Vogel fiel besonders auf, etwas größer als eine Amsel. Er hatte leuchtend türkisfarbene Flügel, einen schwarzen Rumpf mit weißer Brust und einen ziemlich langen Schnabel. Leider war an ihn kein Rankommen, er hielt immer mindestens 30 Meter Distanz. Wir bekamen langsam Hunger und gingen zurück.
Es gab Parota und Samosa, beides wieder lecker, aber Steffis gestrige Kofta war besser. Außerdem gab es Käffchen, wir wurden hier zu Koffeinjunkies. Auf dem Weg zum Zimmer hielten wir an einer Garküche, es gab Peperoni im Teigmantel, ein netter kleiner Snack. Im Zimmer zurück, stellten wir erfreut fest, dass der Strom wieder da war und der Lüfter verzweifelt seinen Dienst tat.

Montag, 24.02.2003  -  Hospet, Badami

Wir standen zeitig auf, da wir bis 9 Uhr auschecken mussten. Das Packen war inzwischen immer schnell erledigt, reine Übungssache. Wir demontierten sämtliche Haken und Leinen, es hatte wirklich kaum Spuren hinterlassen. Dann nochmal Kaffee und Omelett, Zimmer bezahlen und auf den Bus nach Hospet warten.
In Hospet mussten wir feststellen, dass uns letztes Mal Mist erzählt wurde und der Bus nach Badami erst um 13 statt um 11 Uhr fuhr. Also hatten wir noch 2 ½ Stunden Zeit. Steffi machte es sich mit unserem Gepäck auf einer der zahlreichen Bänke bequem und ich ging zur Post, unsere letzten Karten abschicken. Ich sagte Steffi noch: „Lass dich nicht anquatschen“ und zog los. Als ich mich nochmal umdrehte, wurde Steffi schon von ein paar Jungen belagert, ’Hello, Pen ?’
Die Post war recht gut besucht, ich suchte mir einen Schalter aus. Am Schalter 2 sagte die Frau, ich müsste mich an den Schalter 1 stellen, dort war es knackend voll, aber was half’s. Ich behauptete meine Position mittels Ellenbogeneinsatz, die Inder sind Weltmeister im vordrängeln. Die Frau am 2. Schalter langweilte sich sichtlich. Endlich war ich dran und was kam? Die Frau vom 1. Schalter gab die Karten an die Frau vom 2. Schalter zum abstempeln. Manchmal kam man sich hier doch ziemlich verarscht vor, aber ich hatte ja Zeit.
Wieder zurück, beobachteten wir die Leute – und sie natürlich uns. Wiegen schien hier der Volkssport zu sein. Auf dem Busbahnhof standen zwei, mit kunterbunten Blinklichtern versehene Waagen, die recht starken Andrang hatten.
Leider war aber auch in Hospet zu sehen, dass die Inder wirklich kein Benehmen hatten oder kannten. Kleinen Mädchen wurde beigebracht, mitten in die Wartehalle zu pinkeln. Das alleine reichte schon, dazu kam, dass die Toiletten keine 30 Meter entfernt waren. Für die Männer galt dasselbe, nur dass sie nicht in die Halle, sondern an die Begrenzungsmauer pinkelten, trotz ausreichender Toiletten. Der Gestank war dementsprechend. Überhaupt war Hospet eine ziemlich dreckige Stadt. Da gab es wirklich von Ort zu Ort gewaltige Unterschiede.
Aber zurück zu den Indern. Wenn sie nicht gerade die Gegend vollpinkeln, haben die meisten recht viel Zeit, um jeden und alles zu beobachten. Besonders Touristen stehen im Mittelpunkt des Interesses. Egal was man tut, selbst beim Nichtstun wird man von allen Seiten beobachtet.
Hier war es so, dass sich ab und zu ein Halbkreis von bis zu 10 Leutchen bildete, die Steffi beim Lesen zusahen. Die Tasche oder den Rucksack aufzumachen waren dann schon Sachen, die den halben Bahnhof interessierten. Die Zeit unserer Abfahrt rückte näher, also tüteten wir unsere Rucksäcke schon mal ein – war natürlich wieder hochinteressant – und positionierten uns auf der entsprechenden Plattform.
Während unserer Wartezeit hatte ich so manchen nach unserem Bus gefragt, das zahlte sich jetzt aus. Inder sind nicht nur neugierig und müssen oft pinkeln, sie sind für gewöhnlich sehr hilfsbereit (Taxifahrer bilden die Ausnahme). Gleich drei Leute wiesen uns darauf hin, dass unser Bus eingefahren sei, erstaunlicher Weise 20 Minuten vor der Zeit, aber natürlich auf einer anderen Plattform. Es war noch nicht viel los im Bus, wir suchten uns in Ruhe einen Platz aus und ich deponierte die Rucksäcke an gewohnter Stelle. Der Fahrer meinte ‚Okay’ und los ging die wilde Fahrt.
Die Hälfte der Strecke war eine richtige Straße (ähnlich den Bundesstraßen in D), ein Schild verriet, dass es sich um das ’National Highway Project’ handelte, nach unseren bisherigen Straßenerfahrungen längst überfällig. Allerdings schienen die indischen LKW-Fahrer so ihre Probleme mit solchen, gut ausgebauten, immer geradeaus führenden Straßen zu haben, unterwegs waren einige Unfälle. Einer sah besonders schlimm aus, der Lkw war ausgebrannt und die Böschung entlang lagen die Teile eines anderen abgebrannten Fahrzeugs.
Das bringt mich wieder zurück zu unserem Gefährt, es war ein Bus neueren Datums, erstaunlich laufruhig und durchzugsstark, ohne übermäßige Klappergeräusche und mit einer ziemlich leisen Hupe ausgestattet. Die schonte zwar unsere Nerven, dafür wurden wir aber von den anderen Verkehrsteilnehmern nicht für voll genommen, was zu einigen heftigen Bremsmanövern führte. Wir verließen den Highway leider bald wieder und widmeten uns den mit Teer bekleckerten Feldwegen. Wir kamen durch einige kleinere Orte und konnten wieder die haarsträubendsten Sachen beobachten. Ein Sammelbus (Tonga) war hoffnungslos überfüllt, auf dem Dach saßen nochmal so viele Leute wie drinnen. Auf einem Moped wurden so um die 30 lebendige Hühner transportiert. Sie waren an den Füßen zu Bündeln zusammengebunden, 10 hingen dem Lenker, 10 über dem Gepäckträger und 2x5 hatte der Sozius in den Händen. Völlig überladene LKW’s schaukelten auf den holprigen Straßen dahin, bereit in der nächsten Kurve umzukippen.
Wir näherten uns Badami und die Landschaft wurde felsiger. Die untergehende Sonne färbte die Felsen orangerot, man wurde unweigerlich an die Marlboro-Werbung erinnert, nur das hier Kühe und keine Pferde rumliefen. Kaum aus dem Bus ausgestiegen, waren wir schon wieder von einer Menschentraube umringt, die uns interessiert beim Austüten und Aufsetzen der Rucksäcke zusahen.
Wir wählten das Mookambika Hotel, gleich schräg gegenüber vom Busbahnhof und nahmen uns ein Standardzimmer für 300 Rs. die Nacht. Dann zogen wir nochmal in Sachen Getränke los, 2 Pepsi, 1 Wasser und 1 Bier waren unsere Ausbeute. Gleich neben unserem Hotel machte gerade eine mobile Garküche Station, die frittierte Peperoni im Teigmantel anbot. Wir ließen uns 12 Stück für 6 Rs geben, dass war ein absoluter Kampfpreis und dementsprechend stark war der Andrang. Wir verputzten sie gleich vor Ort, war wie immer sehr gut, uns brannten die Lippen.
Zurück im Zimmer duschen, Wäscheleine anbauen, Bier trinken, Mücken jagen, schlafen. Die Tesa Powerstrips mit dazugehörigen Haken waren echt genial. Sie hielten super und gingen (meistens) spurlos wieder ab. Klasse Patent, ohne das wir auch unser Moskitonetz in Hampi nicht hätten anbauen können.

Dienstag, 25.02.2003  -  Badami

Ich wurde gegen 7 Uhr von einer Wasserdusche geweckt. Wir hatten hier Gaze vor den Fenstern, also hatten wir sie über Nacht aufgelassen. Der Gärtner war gerade dabei, die Pflanzen zu wässern und scherte sich nicht um offene Fenster im Erdgeschoss.
Wir gingen ins Restaurant um zu frühstücken – leider zu. Also suchten wir uns einen Bäcker für Brötchen und Kuchen.
Dann ging es auf zu den Höhlentempeln, für die dieser Ort bekannt war. Wir durchquerten den Ort und fühlten uns ins Mittelalter zurückversetzt. Eine offene Kanalisation, Kuhscheiße, Dreck und Gestank bestimmten das Bild. Nur die Autos und Mopedrikschas passten nicht so ganz dazu. Wir beschleunigten unsere Schritte und kamen nach einiger Zeit am Museum an. Es war an einem uralten Stausee gelegen, den einer der frühen Könige mal anlegen ließ. Hunderte Frauen waren beim Wäsche waschen, überall knallte und klatschte es und schallte laut von den Felsen zurück. Am Ende des Sees war ein Tempel direkt am Wasser gelegen, ein sehr schönes Plätzchen.



Wirklich ein idyllisches Fleckchen: Der Bhutanatha Tempel am Agastya-See von Badami

Wir gingen zu den Höhlen, der Eintritt kostete 10 Rs für Inder und 100 Rs für Ausländer und da wir ja hauptsächlich wegen der Höhlen hier waren, bezahlten wir.
Es waren 4 Höhlen und jede Menge Affen. Die 3. Höhle gefiel uns am Besten. Sie war tief in den Berg gearbeitet und erinnerte ein bisschen an die Höhlen von Moria aus ’Herr der Ringe’, nur nicht so hoch.

 

                           Wie mit einem Messer geschnitten,                           Sehr schön gearbeitete und gut
                                    der Eingang zur 3. Höhle.                                     erhaltene Säulen und Figuren

Leider war der Aufstieg zur Südfestung gesperrt, von da oben hätte man einen schönen Blick gehabt. Aber uns blieb ja noch die Nordseite.
Von unten klang mächtiger Lärm herauf, die Inder nannten es wahrscheinlich Musik, eine Kapelle gab alles, um ihren Instrumenten möglichst laute Töne zu entlocken. Ein mit bunten Fähnchen und Vorzelt geschmücktes Haus war der Ursprung des Ganzen, irgendeine Festivität mit mehreren hundert Leuten war dort in Gang.
Wir pausierten vor der 4. Höhle, da kam eine große Gruppe junger Leute, die sich die Ausführungen eines etwas älteren Herren anhörten und als dieser fertig war, heftigst applaudierten. Dann kam, was kommen musste, der Mann erklärte uns, dass das seine Studenten wären und sie gerne Fotos mit uns machen würden. Inzwischen waren wir ja schon Profis, ’No Problem’ und alle positionierten sich. Diesmal ging es ziemlich schnell, sie bedankten sich und gingen. Später fiel uns ein, dass wir sie vielleicht auch hätten knipsen sollen, man steht ja nicht so oft im Mittelpunkt.
Wieder zurück bei der 3. Höhle, konnten wir beobachten, wie die Einheimischen mit ihren Jahrhunderte alten Kulturschätzen umgingen. Absperrungen wurden beiseite geräumt und die in den Felsen gehauenen, übermannshohen Figuren für ein Foto bestiegen. Und zwar mit so vielen Leuten, dass die Figur nicht mehr zu sehen und es erstaunlich war, dass nicht Teile von ihr abbrachen, es war ja schließlich bloß Sandstein. Auch hier wurden wir zum Familienfoto eingeladen, aber nicht auf den Figuren.

Wir gingen zurück, schauten noch bei der lärmenden Gesellschaft vorbei, viele Leute, aber wir konnten nicht erkennen, worum es ging. Dann war die Zeit reif für eine ausgiebige Mittagspause im Hotel, draußen war es zu heiß.
3 Stunden später gingen wir wieder los, es war inzwischen halb 5 und immer noch heiß, aber die Sonne stand schon recht tief und brannte nicht mehr so sehr. Wir kehrten in eins der spartanischen Garküchenrestaurants ein, es gab Teigbälle mit Zwiebel-Chili-Kräuterfüllung, wie immer schmackhaft, nur Steffis Fall waren sie nicht. Also ab zum nächsten Stand, noch Peperoni im Teig gekauft. Das war auch nicht das Richtige, aber inzwischen war zu merken, dass ihre Appetitlosigkeit von einer nahenden Erkältung herrührte, Halsschmerzen und ein bisschen Schnupfen hatte sie schon. Wir suchten noch ein Internetcafé, konnten aber keins finden, vielleicht Donnerstag in der anderen Richtung.
Unterwegs wurden wir von ein paar Schuljungen angesprochen, die sichtlich stolz ihre Englischkenntnisse anwendeten. Einer von ihnen hat Steffi das Versprechen abgerungen, ihm zu schreiben und ihr seine Adresse aufgeschrieben. Dann meinte er noch, ob wir nicht Geschenke tauschen wollten. Er hatte einen schlechten Zeitpunkt erwischt, wir hatten nichts weiter bei uns. Wir bekamen von ihm trotzdem einen Desinfektionsstein fürs Waschbecken, toll.
Ich ging noch Bier kaufen. Als ich den Laden verließ, er hatte eine angeschlossene, düstere Trinkhalle, stürzte ein Mann an mir vorbei und übergab sich vor meinen Füssen, na dann Prost. Überhaupt schienen die Männer hier dem Alkohol sehr zugetan zu sein, obwohl die Mehrheit muslimisch sein sollte. Die Alkoholläden waren gut besucht und die Leute kauften sich kein Bier, sondern Schnaps. Apropos Bier, hier in Badami gab es hauptsächlich Starkbier, eins davon trug den treffenden Namen ’Knock Out’.

Mittwoch, 26.02.2003  -  Badami

Eigentlich wollten wir heute morgen nach Aihole fahren, aber unser gestriger Garküchenbesuch hatte bei mir durchschlagende Folgen, vielleicht hätte ich doch nicht so viel essen sollen. Also blieben wir vorerst im Zimmer, ich nahm ein paar Pillen und beobachtete die Angelegenheit. Nach 3 Toilettenbesuchen schien es wieder gut zu sein und so gingen wir zum Museum an der nördlichen Festung.
Im Museum hatte man nichts verpasst, es war eine einzige Baustelle. Wir spazierten gemächlich durch die Reste der Festung, oben auf den Felsen wehte ein recht frisches Lüftchen, äußerst angenehm.
Auf dem Rückweg kamen wir an der Schule vorbei, es war gerade Pause, die alle nutzten, um die Gegend vollzupinkeln, es schien keine Toiletten zu geben. Von allen Seiten schallte es ’Hello, Hi, Whats your name?’ und große dunkle Kinderaugen schauten uns erwartungsvoll an. Wir wiederholten geduldig unsere Namen und unser Land, bis wir schließlich an der Schule vorbei waren. In einer Seitenstraße sahen wir ein großes Schild ’Internet Email etc.’ und wir kehrten dort ein. Drinnen saß ein alter Mann, der, als er uns kommen sah, wild gestikulierte und anfing zu telefonieren. Ein Junge tauchte auf, der für ihn dolmetschte. Jetzt ginge es nicht, aber wir könnten halb 6 wiederkommen. Als wir den Preis hörten, wussten wir, dass wir nicht wiederkommen würden. 80 Rs wollte er haben, das war reiner Wucher und dann noch, wenn er mal Zeit hatte. Unsere Bekannten würden auf eine weitere Email verzichten müssen.
Den Rest des Tages verbrachten wir faulenzender- und lesenderweise im Hotel. Aufgrund unseres gesundheitlichen Zustandes war eh die Luft raus. Abends kaufte ich noch ein paar Peperoni im Teig für Steffi, ich ließ lieber die Finger davon.

Donnerstag, 27.02.2003  -  Aihole, Pattadakal

Heute Aihole, 2. Versuch. Wir gingen halb acht rüber zum Busbahnhof und hielten Ausschau nach unserem Bus. Ich fragte mehrere Fahrer und Kassierer, aber so früh am Morgen waren sie noch maulfaul und gaben sich nicht mit Touristen ab. Einer von ihnen meinte, der Bus würde erst halb neun fahren, dass wussten wir aber besser, 7 Uhr 45 war die Zeit, gestern fuhr er auch, ich war schließlich gucken gewesen. Endlich fanden wir einen, der Bescheid wusste, aber kein Englisch konnte. Er gab uns zu verstehen, dass wir noch 5 Minuten warten sollten, der Bus würde gleich kommen. So war es dann auch.
Wir stiegen ein und durften miterleben, wie der Fahrer sein Gefährt mit Rächerstäbchen bearbeitete. Rückspiegel, Zündung, Elektrik, alles wurde sehr sorgfältig eingeräuchert, wir inklusive. Nach so viel Segen konnte ja nichts mehr schief gehen.
Die Fahrt führte durch entlegene Dörfer, über sehr schlechte, schmale Straßen und teilweise Feldwege. Nach 1 ½ Stunden waren wir da. Am Eingang die übliche Abzockerei, Inder 5 Rs., Ausländer 100 Rs. oder 2 $.
Die Tempel selbst haben uns nicht vom Hocker gerissen, vielleicht lag es daran, dass wir nach 3 ½ Wochen etwas tempelmüde waren, aber es gab wirklich Schönere. Es waren Sandsteintempel, die restauriert und wieder aufgebaut wurden, daher kosteten sie auch Eintritt. Da Sandstein weich ist und die Tempel sehr alt waren, war von den Details nicht mehr viel zu sehen. Am schönsten, wegen seiner ungewöhnlichen Form, fanden wir den Durga Tempel gleich vorne an.

Eine Gruppe junger Leute – sicher wieder Studenten – saß im Schatten der Bäume und zeichnete einen der Tempel. Sie hatten scheinbar erst angefangen, auf ihren Blättern war noch nicht viel zu sehen, aber die Ansätze waren vielversprechend.
Wir ließen uns im Schatten eines Tempels nieder und genossen die Ruhe. Die währte allerdings nicht lange, 2 Kartenverkäufer belagerten uns. Sie waren sehr hartnäckig, wir mussten etwas lautere Töne anschlagen, um sie loszuwerden. Kaum war ich auf der Suche nach einem Fotomotiv, fingen sie schon wieder an Steffi zu bequatschen, hoffnungslose Fälle.

Wir gingen wieder hinaus mit dem Fazit, dass wir uns die 2 $ hätten sparen können, da die Tempel von weitem besser aussahen. Außerdem war ganz Aihole eine einzige Tempelstadt, alle paar Meter stieß man auf kleinere und größere Exemplare.
Wir setzten uns in den Schatten eines großen Baumes gegenüber vom Eingang. Hier schien der allgemeine Treffpunkt zu sein, viele Leute saßen und tratschten. Wir gönnten uns eine Kokosnuss und warteten auf einen Bus. Der Platz war gut gewählt, man hatte die Straße im Blick, gute Sicht auf die Tempel und konnte prima die Leute beobachten. Ein paar Touristen kamen und gingen, nur von einem Bus war nichts zu sehen. Eine Stunde war rum, da sprachen uns ein paar Einheimische an, ob wir nach Pattadakal wollten, was wir bejahten. Der nächste Bus würde erst 4 Uhr fahren, aber von Pattadakal gäbe es dann bessere Verbindungen, wir sahen auf die Uhr, es war gerade 11 Uhr. Wir mussten uns etwas einfallen lassen.
Ein Lkw traf ein, die Ladefläche voller Leute. Wir gingen hin und wollten fragen, wohin er fährt, da kam eine Rikscha. Der Fahrer meinte, die Fahrt würde 150 Rs. kosten, das war zuviel. Wir sahen zum Lkw rüber, die Ladefläche war verdammt voll und wohin er fährt, wussten wir auch noch nicht. Der Rikschafahrer meinte, 100 Rs. wären sein letztes Angebot, wir nahmen an. Die Federung seines Gefährts erwies sich als äußerst hart und die Wege waren mit Löchern übersät, so dass wir hin und her geworfen wurden. Aber so war das hier, lieber schlecht gefahren, als gut gelaufen.
Er setzte uns direkt vor dem Tempelgelände in Pattadakal ab und verschwand eiligst, da ihm ein etwas übereifriger Ticketverkäufer ein Parkplatzticket verkaufen wollte. Was kam am Eingang? Inder 10 Rs, Touristen 250 Rs. Wir lehnten dankend ab und setzten uns auf eine Cola in die gegenüberliegende Getränkebude. Wir entschieden uns wieder für die ’Classic Pepsi’, es gab auch blaue Pepsi extra für den Cricketweltcup – Indien spielt in blau – aber die animierte uns nicht gerade zum trinken.

Die Anlage hier war größer und schöner als in Aihole, aber 5 $ pro Nase war ein bisschen viel des Guten. Von außen hatte man einen sehr schönen Blick über das Gelände, das reichte. Wir umrundeten das Areal und stießen auf der Rückseite der Anlage auf einen weiteren Tempel. Seine Lage machte den Reiz aus, direkt am Fluss.
Wir machten uns auf die Suche nach dem Busbahnhof. In Aihole gab es keinen und hier auch nicht, was die Sache nicht gerade vereinfachte. Aber wenigstens fanden wir etwas, dass wie ein Buswartehäuschen aussah. Irgendwann kam ein Bus, nein nicht nach Badami, kurz darauf ein zweiter, auch nicht nach Badami, aber der Sammelbus dort drüben würde bald fahren. Fragte sich nur wann, von dem Fahrer und seinen Passagieren war nichts zu sehen. Laut scheppernd kam ein weiterer Bus um die Ecke, Badami ? Yes, Badami. Na also, wir mussten scheinbar noch viel geduldiger werden. Im Bus kassierte zum ersten Mal eine Frau, scheinbar machte auch in Indien die Emanzipation langsam Fortschritte.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit süßem Nichtstun. Abends gingen wir nochmal essen, im angeschlossenen Restaurant. Es würde hier doch Frühstück geben, aber erst ab 11 Uhr, sehr witzig. Wir gönnten uns ein kühles Blondes und ließen uns das Essen schmecken. Scheinbar war mein Magen immer noch nervös, einige Stunden später bekam ich Bauchschmerzen. Das Ergebnis war, dass ich die Nacht mehr oder weniger auf dem Klo verbrachte und zwischendurch immer wieder Pillen einwarf. Schließlich mussten wir am nächsten Tag mehrere Stunden Bus und Zug fahren, mit Durchfall kam das nicht so gut. So gegen 6 Uhr zeigten die Immodium Wirkung, gerade pünktlich zum Packen und Auschecken.

Freitag, 28.02.2003  -  Rückfahrt nach Madras

Der halb 8 Bus war unserer, der Fahrer war gut drauf und in 4 Stunden 10 Minuten waren wir wieder in Hospet. Wir gaben unser Gepäck am Busbahnhof ab, mit 20 Rs. eine ziemlich teure Angelegenheit, aber wir wollten das Zeug nicht ständig mit uns rumschleppen.
Ein Intenetcafè namens ’Cybernet’ befand sich gleich um die Ecke, wir schrieben unsere letzte Email. Steffi wollte noch essen gehen, ich habe lieber nichts genommen, um meine Verdauung nicht gleich wieder zu verärgern. Brötchen und Wasser würden unsere Verpflegung bis Sonntag darstellen, mir war es sehr recht und da wir sowieso nur Zug fahren, würde es schon gehen.
Aufgrund der Hitze entschieden wir, uns eine Rikscha zum Bahnhof zu nehmen und dort auf den Zug zu warten. Der Fahrer sagte, ich soll den Rucksack auf die kleine hintere Ablage legen, ich wollte ihn ja auf den Schoß nehmen, aber nee ... Auf halber Strecke schepperte es kräftig hinter uns, die Heckscheibe war rausgefallen und der Rucksack war bestimmt nicht schuldlos. Der Fahrer sammelte das Scheibengummi ein, die Scherben ließ er liegen und weiter gings.
Auf dem Bahnhof richteten wir uns für 6 Stunden ein – alles zumachen und festbinden, damit die Affen uns nicht beklauten. Es war nicht besonders viel los, in der ganzen Zeit fuhren 3 Züge. Nach einer Weile gesellte sich ein Hund zu uns, erst lag er neben der Bank, dann hinter der Bank und schließlich quetschte er sich zwischen unseren Beinen durch unter die Bank. Ihm schien es zu gefallen und wir hatten einen Beschützer.
Unser Zug fuhr pünktlich 20 Uhr 10 ein, wir bezogen unsere Sitze und späteren Liegen. Es war dank der Klimaanlage eine angenehm kühle Nacht, die Ohrstöpsel sorgten für Ruhe und so kamen wir ausgeruht und pünktlich in Bangalore an. Als unsere Liegennachbarn – es waren Österreicher - die Ohrproppen sahen, meinten sie, so etwas hätten sie auch gebrauchen können, die Mitreisenden hätten fürchterlich geschnarcht. Wir beglückwünschten uns mal wieder zum Kauf dieser kleinen, aber wichtigen Helferlein und stiegen aus.

Sonnabend, 01.03.2003  -  Rückfahrt nach Madras

Wir gingen zum nächsten Zug, der uns nach Chennai bringen sollte. Da wir noch Zeit hatten, gab’s erst mal Kaffee auf dem Bahnsteig. Das mit der Platzreservierung hatte auch hier geklappt, unsere Namen standen – fast richtig geschrieben – am Waggon. Die Fahrt wurde wegen der steigenden Temperaturen ziemlich anstrengend, aber auch das überstanden wir, inzwischen waren wir ja etwas Hitze erprobt.
In Madras angekommen, fiel uns gleich der riesige Menschenauflauf in der Bahnhofshalle auf. Verwundert sahen wir uns um, alles klar, Cricket World Cup, Indien vs. Pakistan auf einer Großbildleinwand. Wir fragten den Station Master nach der Bahn zum Flughafen, er sagte wir müssten zur Park Station gehen, es wäre nicht weit.
Als wir draußen unterwegs waren, kam uns alles sehr bekannt vor, bei genau dieser Bahnstation (Central Station) hatten wir am ersten Tag aufgegeben, weil alle, einschließlich dem ’May I Help You’ Police Officer, erzählt hatten, es würden noch 12 km bis zum Busbahnhof sein. Nun mussten wir jedoch feststellen, dass uns die komplette Saubande Mist erzählt hat und wir nur noch ca. 1 km entfernt und genau auf dem richtigen Weg waren. Aber das waren inzwischen alte Kamellen, wir fanden die Park Station und fuhren zum Flughafen.
Dort angekommen, wurden wir von Sicherheitsbeamten in den klimatisierten Wartebereich geschickt, er hatte einen Fernseher und was lief ? Indien vs. Pakistan. Als sich das Spiel dem Ende näherte, füllte sich der Warteraum und alles fieberte dem indischen Sieg entgegen. So kam es dann auch, unter dem Jubel des gesamten Flughafen von Chennai besiegte Indien den Erzfeind Pakistan. Die Nachrichten schlachteten das Thema genüsslich aus, stundenlang Livejubel aus Indien. Eine Illustrierte bezeichnete das Spiel im Vorfeld als ’Krieg auf dem Cricketplatz’. Dies und die Nachrichten sprachen Bände, so wurde mit Sport Politik gemacht, sehr traurig.

Sonntag, 02.03.2003  -  Rückflug

Ab 1 Uhr morgens konnten wir dann einchecken, vorher musste wir unser Gepäck durchleuchten und versiegeln lassen und die Ausreiseerklärung ausfüllen, die Ausreisegebühr war scheinbar abgeschafft worden. Wir ließen unser Gepäck bis Hamburg durchchecken und machten uns auf den Weg durch die Kontrollen. Es gab eine Menge Stempel, aber wir hatten ja Zeit und irgendwann waren wir durch. Wir verjubelten unsere letzten Rupies und begaben uns zum Warteraum an unserem Ausgang. Auch hier stand ein Fernseher, Wiederholung Australien gegen Simbabwe.
Ein Flug nach Bombay wurde aufgerufen, es kam Bewegung in die Menge. Eine Weile später kamen drei Männer durch und riefen nach Passagieren für den Bombayflug. Erst tat sich nichts, dann verrenkten sich zwei Inder vor uns den Hals. Die beiden Inder bekamen von den drei Männern einen ordentlichen Anschiss und trotteten in Richtung ihres Ausgangs los. Vielleicht wollten sie ja warten, bis das Flugzeug losrollt und dann aufspringen, wie sie es von Bus und Bahn gewöhnt sind. Aber das Beste sollte noch kommen. Eine viertel Stunde später kamen die drei Männer wieder und suchten offensichtlich nach weiteren Passagieren. Und sie fanden einen, natürlich vor dem Fernseher. Er schien erst gar nicht zu wissen was los war, bis ihm scheinbar dämmerte, dass er auf dem Flughafen war und nach Bombay fliegen wollte. Auch er bekam wieder ordentlich was zu hören, aber bloß keine Hektik. Erstmal in Ruhe das Zeug zusammensuchen, dann schlurfte auch er zum Flieger.
Wir dachten ja eigentlich, dass wir mit den Unmengen an Kontrollen durch wären, aber weit gefehlt, vom Gate bis zum Flieger kamen noch drei. Wir starteten trotzdem pünktlich. Als ich die Bordzeitschrift nach dem Filmangebot durchblätterte, musste ich enttäuscht feststellen, dass mit dem neuen Monat auch das Programm gewechselt hatte. Es war nicht so berauschend, das Highlight war der aktuelle Star Trek Streifen ’Genesis’.
Es wurden lange 11 Stunden, jetzt merkten wir, dass uns die letzten Tage doch ganz schön geschafft hatten. In London angekommen, hatten wir knapp 4 Stunden Aufenthalt. Da wir unser Gepäck durchgecheckt hatten, konnten wir uns in Ruhe umsehen und lernten den Londoner Flughafen von einer sehr angenehmen Seite kennen. In meiner Tasche fand sich noch ein bisschen Kleingeld, es reichte genau für einen Schokoriegel, der Verkäufer fragte ungläubig, ob das schon alles wäre.
Wir landeten bei Regen und 6 Grad in Hamburg, die Heimat hatte uns wieder, aber bei dem Wetter hätte man gern den nächsten Flieger in die Sonne genommen. Thomas und Susanne warteten schon und so endete unsere Tour wie sie anfing, mit einem äußerst zuverlässigen Thomas.




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