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Sonnabend, 08.02.2003  -  Trichy

Wir nahmen den 7 Uhr Express nach Trichy. Es gab auch einen Bummelzug eine viertel Stunde später, aber wir brauchten nach unseren bisherigen Zugerfahrungen mal ein bisschen Luxus. Das Ticket kostete zwar mit 77 Rs zu 12 Rs gut das 6fache, aber für umgerechnet 3 Euro konnte man schon mal 2 Karten kaufen. Es hatte sich auch gelohnt, bequeme, gepolsterte Sitze, klebrig-süßen Kaffee gratis, alles sauber und gepflegt und in 50 Minuten waren wir schon da.
Wir quartierten uns im Ajanta Hotel ein, unser erstes Hotel mit Hocktoilette. War nicht so prickelnd, aber für 2 Nächte würde es gehen.
Auf dem Bahnhof gönnten wir uns etwas zu essen, ich nahm Idlys (Reisfladen mit ein paar Soßen) und Steffi so einen in Öl gebackenen Kringel. Schmeckte sehr gut, hoffentlich bleibt es drin. Ich fragte noch einen Herrn am Nachbartisch was er aß, es sah wirklich gut aus und hieß Poori Masala.
Wir ließen uns von einer Rikscha zum Rock Fort Tempel fahren. Er war auf einem 87 m hohen Felsen erbaut, zu dem 437 durch düstere Gänge angelegte Stufen führten.



Der Eingang zum Rock Fort Tempel lag versteckt in einer Gasse.



Blick von oben. Hinter dem Flussbett waren die gewaltigen Tore des Sriangam Tempels zu sehen.

Wir kämpften uns, nachdem wir 2 sehr strenge Sicherheits-kontrollen hinter uns gebracht hatten, hinauf. Der Tempel war Ganesha geweiht und wenig spektakulär, aber die Rundumsicht umso besser. Wir konnten schon die Türme des auf der anderen Seite des Flusses gelegenen Sriangam Tempels erkennen, den wir uns morgen ansehen würden. Wieder unten, kauften wir etwas zu essen, schlürften unsere 1. Kokosnuss und telefonierten mit der Sandstraße. Anschließend zurück ins Hotel.
Nach einer ausgiebigen Siesta sind wir wieder los in Sachen Wasser, Bier und Postkarten. Bis auf die Postkarten sind wir fündig geworden, wir konnten sogar das Tourist Office ausfindig machen. Wir fragten den Mann nach einem Bus zum Sriangam Tempel, alles klar, Nr. 1 alle paar Minuten. Es folgte noch der obligatorische Eintrag ins Gästebuch und weiter gings.
Abends waren wir essen, in einem richtigen Restaurant mit Kellnern und so. Ich entschied mich für Onion Dosai (Fladen mit Zwiebeln und Soßen) und Steffi nahm Tomato Oothappam (Pfannkuchen aus Reisbrei mit Gemüse und Gewürzen) oder so. Das hab ich dann auch noch mal genommen. War sehr lecker und mit 70 Rs inkl. Trinkgeld auch sehr erschwinglich. Draußen haben wir unseren Grundsatz gebrochen, Bettlern nichts zu geben und 5 Rs ausgegeben.

Sonntag, 09.02.2003  -  Trichy

Wir machten uns per Bus Nr.1 auf den Weg zum Sriangam Tempel. Es klappte sehr gut und nachdem wir am Bahnhof Rock Fort Tempel einmal umsteigen mussten (wir wurden vom Fahrer darauf hingewiesen) in einen weiteren Bus Nr.1, erreichten wir nach einer guten halben Stunde den Tempel. Er war wirklich gewaltig, mehrere Dynastien haben ihn kontinuierlich ausgebaut.



Der Haupteingang des Tempels von Srirangam war mit 73 m der höchste
unserer Reise. Er wurde erst 1982 mit finanzieller Hilfe der UNESCO fertiggestellt.

Es war eine richtige Stadt, viele Buden, viele Menschen. Am 4. Tor mussten wir unsere Schuhe abgeben und eine Fotoerlaubnis für satte 50 Rs kaufen. Es war wirklich besser eine zu kaufen, die Leute passten mächtig auf, dass ihnen keiner durch die Lappen ging. Natürlich haben wir auf unserem Ticket beide Fotoapparate benutzt.
Drinnen stürzte sich gleich ein Guide auf uns, er war völlig hektisch und wir sahen zu, dass wir ihn los wurden. Es war gerade das Ende einer Prozession in Gange, ein ganzer Haufen Männer schleppte eine Statue zurück in ihren Schrein. Zuerst spielte 10 Minuten Musik und nichts tat sich und plötzlich, innerhalb von Sekunden rannten sie los, rissen einen Vorhang zu und fertig.

 Großer Andrang nach der Prozession     Das Osttor strahlte Weiß        Der Viewpoint war sein Geld wert

Wir erklommen für weitere 10 Rs pro Nase den Viewpoint, das Dach eines Tempels. Oben wurde einem erst mal die wahre Größe der Anlage bewusst. Soweit man sehen konnte Türme, Tore, Schreine.
Weiter gings zum Sanktum (das Allerheilgste). Leider war die vorgelagerte Halle der 1000 Säulen geschlossen, sie soll auch riesig sein. Das Sanktum war, wie viele andere Schreine für ’Ungläubige’ gesperrt und so machten wir uns auf den Weg zurück.
Fazit des Besuchs: wir kauften 4 Bananen für 4 Rs, 4 Postkarten für 28 Rs ( teuer, aber schön und nicht zu handeln), tauschten einem kleinen Jungen seinen franz. Euro gegen 40 Rs und brachten 5 Kugelschreiber und 1 Keks unter die Leute bzw. Kinder.
Wir nahmen uns wieder Bus Nr. 1 zurück, diesmal ohne Umzusteigen. Bei einem Kokosnussverkäufer machten wir den Fehler, erst zu trinken und dann nach dem Preis zu fragen, es hatten alle so gemacht. Er wollte doch glatt 12 Rs haben, gestern in der Stadt hatten wir 5 Rs bezahlt. Ich gab ihm 10, er wollte nicht auf die restlichen 2 verzichten. Dann kam noch seine Frau hinzu und ein mächtiges Gezeter setzte ein. Ich nahm ihm die 10 Rs wieder ab, wir gaben ihm 5 Rs und verschwanden schleunigst. Er hätte sich ja auch mit dem 10er zufrieden geben können.
Wir überbrückten die Mittagshitze im Zimmer mit lesen, Karten schreiben, fernsehen und schlafen. Die Hitze und die Abgase schlauchten doch ganz schön.
Abends sind wir dann wieder Essen gewesen, im gleichen Restaurant. Diesmal gab es Poori Masala ( in Öl frittierte Teigtaschen) und Masala Dosai (gefülltes Fladenbrot) mit einigen Sößlein. Abschließend nochmal Tomato Oothappam . War wieder sehr gut und kostete wieder 70 Rs.
Gestern hat ja in Südafrika der Cricket World Cup begonnen, natürlich das Thema in diesen Breiten, welches durch Fernsehen und Zeitung ging. Wir haben uns neulich ein paar ’Cricket Classics’ angesehen, z.B. Indien – Australien. War zwar hochinteressant, aber so ganz durchgesehen haben wir nicht.

Montag, 10.02.2003  -  Madurai

Wir mussten um 8.30 a.m. aus unserem Hotel auschecken, da dies ein 24 Stunden Checkout Hotel war und wir auch um diese Zeit eingecheckt hatten. Also verbrachten wir die Zeit bis zu unserem Zug auf dem Bahnhof. Steffi meinte, ich soll Kekse kaufen gehen, denn heute wäre ein Tag an dem sie bestimmt, was Sache ist – also ein Tag wie jeder andere auch.
Unser Zug fuhr mit 45 Minuten Verspätung ab. Wir ergatterten doch tatsächlich noch 2 leidlich gepolsterte Sitzplätze. Da dies unsere erste Fahrt bei Tag war, bekamen wir auch endlich mal die Landschaft außerhalb der Städte zu Gesicht. Ich stellte mich an die offene Tür und genoss die herrliche Aussicht. Endlos scheinende Reisfelder, Palmenhaine und Bananenplantagen, im Hintergrund die Berge.

Ab und zu war auch eine Ziegelei zu sehen, zumindest was man so Ziegelei nennt. Die rote Erde wurde vor Ort abgebaut, zu Ziegeln geformt, aufgeschichtet und gebrannt.
Im Zug gaben die Lüfter ihr Bestes, aber es war einfach nur warm. Wo sollte auch Frischluft herkommen, draußen war es ja genauso.
In Madurai angekommen, erfragten wir sogleich einen Zug nach Mysore, unserer nächsten Station. Es gab keine direkte Verbindung, also würden wir erstmal bis Bangalore fahren und dann weitersehen.
Dann ab ins Reservation Center um die Tickets zu reservieren. Es war recht gut besucht, wir machten uns daran, einen Antrag auszufüllen und stellten uns an einem der Schalter an. Ein Inder neben uns schaute kurz auf den Zettel, nahm ihn sich, kritzelte darauf herum und meinte:„Signature“. Ich schaute drauf, unser Haus, Auto und Bargeld hatten wir ihm nicht vermacht, es fehlten lediglich die Hoteladresse und ein paar Platzdaten.
Am Schalter dann das böse Erwachen, es fehlten 100 Rs für die Tickets. Sie waren teurer als gedacht, da wir uns mit klimatisierten Liegewagen ein bisschen Luxus leisten wollten. Es half nichts, einer musste los, Geld besorgen.
Also zog ich mit dem Reiseführer bewaffnet los, während Steffi unser Gepäck bewachte. Glücklicherweise war unweit des Bahnhofs eine Bank, ich sah das Visa-Zeichen und stürzte hinein, sie war noch auf, es war schon fast 5 Uhr. Am Automaten probierte ich meine neue S-Card aus und tatsächlich tat sich etwas. Ein Menü in einer der zahlreichen hiesigen Sprachen tat sich auf, 'Na toll, echt nich schlecht so'n VISA-Automat’. Nach einigem Suchen fand ich dann doch ein kleines Symbol „English“. Hochbeglückt klickte ich drauf, der Rest war ein Kinderspiel. Mit 1000 Rs in der Tasche ging ich zurück, Steffi war noch da, das Gepäck auch, schön.
Wir stellten uns erneut an und hielten nach weiteren 20 Minuten unser erstes reserviertes Zugticket in den Händen. Also die Rucksäcke aufgeschnallt (klappt schon fast im Schlaf) und auf Hotelsuche. Da unsere letzten beiden doch ziemliche Absteigen waren, suchten wir uns diesmal etwas Besseres, schließlich wollten wir 3 Nächte bleiben. Wir entschieden uns nach kurzer Besichtigung für das Chentoor, ein schönes Hotel in der Altstadt. Natürlich nicht so billig wie die anderen, aber mit 450 Rs immer noch sehr erschwinglich. Sehr saubere, gepflegte und schön eingerichtete Zimmer und ein Bad mit richtiger Toilette waren das Geld immer wert.
Wir guckten uns noch ein bisschen in den Strassen um und kehrten zum Abendbrot ins 'Ruby' ein. Es ist zwar schön im Hof gelegen, aber bis auf die Tatsache, dass man dort auch Bier trinken konnte, war es nicht doll. Es füllte sich zusehends mit Touristen, wir gingen.
Nochmal zum Thema Bier und Alkohol. Es gab in den hiesigen Restaurants keinen Alkohol zu kaufen, von den Hotelrestaurants mal abgesehen. Es gab auch keine Supermärkte, Bier und Schnaps kaufte man hier in Alkoholläden, jeder Ort hatte ein paar davon. Bier war recht teuer, zwischen 50 und 65 Rs für die 650 ml Flasche.
50 Rupies ~ 1 Euro

Dienstag, 11.02.2003  -  Madurai

Wir standen halb 8 Uhr auf und wollten auf der Dachterrasse frühstücken. Auf HBO kam gerade ’Blade’ mit Wesley Snipes, den musste ich ja noch sehen. Nach reichlich Blut und Rumgeschlachte war uns dann auch richtig nach Frühstück zumute. Wir gingen hoch und – wow – was für ein Ausblick.



Der Blick von der Dachterrasse unseres Hotels auf den Shri Meenakshi Tempel. Ein Eingangstor in jede
Himmelsrichtung, nur nach Osten zwei, das eine für Shiva, das andere für seine Frau Parvati (Meenakshi).
Das macht den Tempel besonders, ein Tor für die Frau ist nicht üblich.                                                           

Wir nahmen uns einen Tisch mit Blick auf den Tempel, genossen die Morgensonne, das frische Lüftchen und natürlich das Frühstück. Sehr zu empfehlen war das Käsesandwich - lecker. War alles in allem nicht ganz billig, aber es war schließlich ein Hotelrestaurant und soviel waren 150 Rs nun auch nicht.
Wir schlenderten zum Sri Meenakshi Tempel, der Shiva und seiner Frau Parvati (Nordindien) bzw. Meenakshi (Südindien) gewidmet war. Es war einer der schönsten Tempel auf unserer Tour. 5 große Tore, alle verschieden und farbig, mit hunderten Figuren. Er war sehr stimmig, endlos scheinende Säulengänge, dazu esoterische Musik.
Und viele neugierige Leute. Das fing bei den Kontrollen an, alle Tore waren schwer bewacht. Die Posten wollten natürlich den Rucksackinhalt sehen und grabbelten alles an. Er nahm unsere Flasche mit Vitaminsaft raus und fragte was das wäre. Wir sahen ihn zweifelnd an : „Was zu trinken ?!“ Dann sah er meinen Fotoapparat, versuchte ihn aufzubekommen und meinte, ich soll ihm den Zoom zeigen. Steffi nur: „Was soll das denn?“ Ich meinte auch, dass es wohl langsam reicht, steckte den Apparat ein und wir gingen durch.
Drinnen die üblichen Fragen nach Land und Namen. Wir ließen uns am Wasserbecken nieder, um die Szenerie auf uns wirken zu lassen, die Ruhe währte nicht lange, ein Junge sprach uns an. Erst wollten wir ihn abblitzen lassen, aber er erzählte uns einiges zum Tempel, das war doch sehr interessant.



Die Tore des Shri Meenakshi Tempel in Madurai waren am detailreichsten und gehörten zu
den schönsten Tempeltoren auf unserer Tour.

Wieder draußen, suchten wir uns ein Internetcafe, um die Daheimen auf dem Laufenden zu halten. Hinter einer sehr zweifelhaft aussehenden Haustür führte eine Treppe in den 2. Stock und von dort in ein richtig großes, klimatisiertes Internetcafe. Es hatte 12 Pc’s und kostete nur 20 Rs die Stunde, ein richtiges Schnäppchen. Man sollte sich nicht von schäbigen Türen und engen, steilen Treppen abschrecken lassen.
Dann zurück zum Hotel, die Dachterrasse lud zum Kartenschreiben ein. Steffi ließ vor Begeisterung die Briefmarken fallen und ein Windstoß trug die Hälfte davon.
Abends gingen wir in ein Restaurant, war wieder lecker, ging schnell wie immer und kostete umgerechnet nicht mal 1 Euro. Dann nochmal in den Tempel, die Abendstimmung mitnehmen. Es ist schon erstaunlich, der gleiche Ort und doch so anders. Wieder zurück, wuschen wir noch ein bisschen Wäsche, dann ab ins Bett.
Heute Abend wurden uns zum ersten Mal Drogen angeboten. Einmal auf dem Weg zum Tempel und zurück dann nochmal. Es waren 2 verschiedene Männer, die sich beide Ganesha nannten und uns Marihuana, Opium und noch irgendetwas anderes anboten, wir lehnten natürlich ab.

Mittwoch, 12.02.2003  -  Madurai

Um 6.45 Uhr lief ich zum Roof Top hoch, um den Sonnenaufgang zu sehen, um ca. 5 Minuten verpasst, aber es war sowieso zu diesig. Morgen nächster Versuch. Gegen 8 Uhr machten wir uns auf die Suche nach dem Gemüsemarkt, soll man ja gesehen haben müssen.
Wir fanden ihn schließlich, als wir zu einem riesigen Menschenauflauf gingen. Die Straße war mit Vehikeln aller Art zugeparkt, tausende Menschen stolperten durch altes und frisches Gemüse und schleppten säckeweise irgendwelches Grünzeug durch die Gegend. Natürlich fehlten auch die Kühe nicht, die wie immer dickfellig im Weg standen. Die ganze Straße war der Markt, überall hockten und feilschten Leute um etwas, von dem wir nicht einmal wussten, wie es heißt. Am Straßenrand auch überall Stände, zwischen denen kleine Gässchen zu weiteren Ständen führten. Ein heilloses Durcheinander, totales Chaos, nur die Einheimischen hatten scheinbar keine Probleme, das Gewünschte zu finden. Wir gaben die Suche nach der Blumenhalle bald auf und kämpften uns durch Kartoffeln, Auberginen, Melonen, Blumenkohl, Bananen und was weiß ich alles, zur nächsten Straße durch.
Wir beide hatten inzwischen ordentlich Hunger bekommen (allerdings nicht vom Markt), also gingen wir zurück zum Hotel frühstücken. Dann zur Post neue Briefmarken besorgen (warum bloß?) und eine Geldwechselbude suchen, in den Banken dauert es ja bekanntlich etwas länger. Wir tauschten Euro, weil der Dollarkurs doch etwas abgesackt war. Man hätte in Indien eigentlich bloß Euro gebraucht, funktionierte tadellos.

Auf der Suche nach einem Internetcafe     Beim Anblick der Masten              Eine Kuh im Parkverbot
 durfte man sich nicht von zweifelhaft    wunderten uns die ständigen
  wirkenden Gassen aufhalten lassen.         Stromausfälle nicht mehr.

Wir kauften noch ein paar Kekse und Wasser und zogen uns ins Hotel zurück, um einen Gammeltag einzulegen. Ich rief noch bei meinen Eltern an, um zu horchen, ob alles okay ist, sie waren gestern abend aus dem Urlaub gekommen. Die Verbindung war leider ziemlich schlecht, aber für ein paar Sätze hat es gereicht, alles in Ordnung. Den Rest des Tages verbrachten wir mit lesen, fernsehen, Bier trinken und schlafen.

Donnerstag, 13.02.2003  -  Madurai

Haben es heute wieder ruhig mit Frühstück angehen lassen und uns danach auf den Weg zu den Überresten des Palastes gemacht. Bis zum Tempel gingen wir zu Fuß, dann mit einer Rikscha weiter, da wir den Weg nicht wussten. Kaum aus der Rikscha gestiegen, belagerten uns schon wieder die Händler und die nächsten Rikschafahrer. Nein, wir wollen kein Fußkettchen, nein auch nicht für 10 Rs weniger und mit einer Rikscha fahren wollen wir sowieso nicht, wir waren doch erst angekommen.
Wir bezahlten ein paar Rupies Eintritt und gingen hinein. Vom ehemaligen Palast stand zwar nicht mehr viel, nur noch eine Säulenhalle und der Thronsaal, aber es war trotzdem beeindruckend. Gewaltige Säulen, gut 1,5 m dick und 20 m hoch, die Kuppel der Thronhalle war noch um einiges höher.

 

Abends gab es hier eine Ton- und Lichtshow, die allerdings in keinem Bericht gut weggekam, daher haben wir sie auch nicht besucht. Im hinteren Teil befand sich noch ein Museum, das kostete allerdings extra Eintritt und ein kurzer Blick hinein reichte, um zu sehen, das man ihn sich sparen konnte.
Draußen befand sich ein kleiner Park, auffällig gepflegt und sauber und kostete deshalb auch gleich Eintritt. Wir bahnten uns einen Weg durch Leute, nein immer noch kein Fußkettchen, auch nicht für 2 beim gleichen Preis, nein danke, wir brauchen keine Rikscha, wir gehen zu Fuß, auch Durst haben wir gerade keinen, die Statue ist wirklich schön, aber wir wollen sie nicht kaufen ...Die Nerven wurden wirklich auf eine harte Probe gestellt, obwohl man sich so langsam daran gewöhnte.
Da wir den Weg nun kannten, machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg. An der Ostseite des Tempels angekommen, gingen wir noch in die gegenüberliegende Säulenhalle, die inzwischen zur Markthalle umfunktioniert wurde. Es gab jede Menge Bücher und Schneider. Nähmaschinen soweit man sehen konnte, überall Männer bei der Arbeit und Händler, die ihre Stoffe anpriesen. Man hätte sich gleich vor Ort alles Mögliche nähen lassen können, aber wir brauchten nichts. Außerdem müssten wir es ja mit uns rumschleppen.
Auch sehr auffällig waren die vielen Bügelstände in den Straßen. Es waren Handkarren, auf denen Männer die Wäsche mit Kohlebügeleisen bearbeiteten.

Bei einem Bäcker kauften wir Proviant für die nächtliche Zugfahrt und kehrten zum letzten Mal in das Dachrestaurant unseres Hotels ein. Es gab Bier und Chili Cheese Sandwiches, war sehr gut. Dann aufs Zimmer, Rucksäcke packen.
Wir checkten kurz vor 18 Uhr aus, kauften Wasser und gingen zum Bahnhof. Unser Zug hatte etwas Verspätung und aus den Boxen auf dem Bahnsteig beglückte uns irgendjemand mit etwas, was er wohl Livemusik nannte; grauenvoll.
Wir sprachen kurz mit ein paar Landsleuten. Sie waren zu viert und wollten von Bangalore nach Bombay und von dort wieder zurück nach Europa. Insgesamt waren sie dann 40 Tage in Indien, es gefiel ihnen gut, bis auf den Dreck und die fehlende Organisation. Das konnten wir gut nachvollziehen. Wir halfen ihnen noch, ihr Zugticket auszuwerten, welcher Wagen, welche Liegen; wir waren quasi Nachbarn.
Auf dem Bahnsteig wimmelte es inzwischen von Moskitos und auf den Gleisen tobten die Ratten herum. Da die Inder alles aus dem Fenster warfen, ging es ihnen natürlich sehr gut. Schließlich kam der Zug, wir fanden auch unseren Wagen und unsere Liegen, die Klimaanlage funktionierte spürbar, aber wir hatten ja wegen der Moskitos eh’ lange Klamotten an. Wir verbrachten, nicht zuletzt wegen der Ohrstöpsel, eine geruhsame Nacht auf den oberen Liegen und kamen am nächsten Morgen relativ ausgeruht in Bangalore an.

Freitag, 14.02.2003  -  Mysore

Der Bahnhof war groß, aber übersichtlich und sauber. Und es gab Monitore, die Züge, Abfahrtzeiten und Bahnsteige anzeigten, was für ein Luxus. Dadurch sahen wir auch, dass eine halbe Stunde später ein Zug nach Mysore fahren würde, unser nächstes Ziel. Also ab zum Schalter, schnell 2 Tickets gekauft und auf den richtigen Bahnsteig geflitzt.
Die Züge hier hatten die Eigenschaft, immer mehrere hundert Meter lang zu sein und die ’normalen’ Waggons waren meist gleich hinter der Lok. Wir kamen natürlich ganz hinten auf dem Bahnsteig und mussten an allen SleeperClass Wagen noch vorbei. Endlich angekommen, rollte der Zug auch schon los. Wir hangelten rein und machten es uns mal wieder auf dem Gang bequem. An jedem Bahnhof kamen zahlreiche Kaffee-, Tee- und Essenverkäufer durch, doch es war noch etwas früh für Dosai und Co. Nach der Hälfte der Strecke kam dann ein Verkäufer mit etwas durch, das gut aussah, gut roch und (wie fast alles) vegetarisch war. Wir verstanden den Namen zwar nicht, aber es war sehr gut und so aßen wir jeder 3 von diesen gebratenen Dingern.
Die Landschaft war zu Anfang noch recht trostlos und öde, kaum Grün. Doch je mehr wir uns Mysore näherten, desto grüner wurde es, wieder Palmen, Bananen, Zuckerrohr und natürlich Reisfelder. Es schien gerade Pflanzzeit zu sein, jedenfalls herrschte auf den Reisfeldern geschäftiges Treiben.
Nach 3 Stunden Fahrt kamen wir in Mysore an. Wir ließen uns zum Hotel Maurya Palace fahren und quartierten uns dort ein. Es war zwar noch teurer als das letzte Hotel, aber die günstige Lage zum Palast und Busbahnhof wollte ja auch bezahlt sein. Wir machten uns auf die Suche nach einer Bank zum Geld tauschen. In der State Bank of Mysore konnten wir unsere Traveller Schecks problemlos tauschen, hat diesmal auch bloß eine halbe Stunde gedauert. Anschließend schauten wir noch beim Busbahnhof vorbei, er machte einen recht geordneten Eindruck. Es war höllisch heiß geworden, wir verkrochen uns im Hotel.
Halb sechs wagten wir uns wieder raus, es waren unter 30 Grad und damit sehr erträglich. Wir mussten feststellen, dass der Palast gerade geschlossen hatte, also umrundeten wir die Anlage bei untergehender Sonne. Wieder am Nordtor angekommen, bekamen wir noch irgendeine Festivität mit. Den Einheimischen war scheinbar auch nicht klar, was da eigentlich los war, genau wie wir blieben sie neugierig stehen und verfolgten das Geschehen. Ein Stier – schön geschmückt, mit goldenen Hufen – wurde bei lauter Musik, oder was man so nennt, an einen Schrein mit einer blauen Figur geführt und dort mit Feuer und Rauch bearbeitet. Es war für ihn scheinbar nichts Neues, zumindest ertrug er alles ohne zu zucken. Ein kleines Kamerateam war auch dabei. Wir sahen uns das Ganze eine Weile an, irgendwie passierte nichts und wir kehrten ins Hotel zurück.




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