Sonnabend, 15.02.2003 - Mysore, Srirangapatnam
Wir gingen ins Hotelrestaurant zum Frühstück. Bis auf die Tatsache, dass der Kellner mit seinen
6 Gästen etwas überfordert war, alles durcheinander brachte und 3 Mal nachfragte
was wir eigentlich wollten, war es recht üppig ausgefallen. Eier nach Wahl,
riesige Toastscheiben, alles Bestens.
Beim Busbahnhof war es nicht schwer,
sich zurecht zu finden, die Bussteige waren nummeriert. Bussteig 1, hatten wir
erfahren, wäre unserer. Ein Bus sollte gerade losfahren, der Kassierer rief noch
einmal ‚Bangalore, Bangalore’, unsere Richtung. Es kostete 16 Rs für beide und
nach 20 Minuten waren wir in Srirangapatnam. Wir schlenderten durch die Reste
der Festung, besuchten den Tempel und das Denkmal für Tipu Sultan, dem ’Tiger
von Mysore’, der noch heute in Indien wegen seines heldenhaften Widerstands
gegen die Briten verehrt wird. Er starb bei der Verteidigung der Festung von
Srirangapatnam und natürlich gibt es auch die passende Überlieferung.
Tipu Sultan wurde beim Kampf schwer verwundet und lag zwischen seinen gefallenen
Getreuen. Ein britischer Sergant fand ihn, dachte er wäre tot und wollte ihm
seinen goldenen Gürtel abnehmen. Tipu Sultan ergriff mit letzter Kraft sein
Schwert und schlitzte den Widersacher der Länge nach auf. Gleich darauf wurde er
von mehreren Musketenkugeln durchbohrt und brach tot zusammen. Damit fiel die
letzte Festung im Süden Indiens und die Briten hatten von nun an freie Bahn.
Am Straßenrand saßen ein paar Mädchen und zerkleinerten Steine zu Split. Wir
verteilten eine Handvoll Kugelschreiber, unsere Vorräte neigten sich langsam dem
Ende. Dann machten wir uns auf dem Weg zum Sommerpalast, am anderen Ende der
Insel. Die Rikschafahrer waren wieder sehr hartnäckig, aber wir hatten ja genug
Zeit und so weit war es zu Fuss nun auch wieder nicht.
Wir fanden den Palast nach einigem Suchen. Er lag in einem Park und sah von weitem aus wie eine
Reithalle. Im Schatten eines Baumes ließen wir uns auf ein Päuschen nieder. Ein
paar Minuten später waren wir von einer Schar sichtlich gut gelaunter Mädels
umgeben. Die üblichen Fragen folgten, woher wir kommen, wie wir heißen, wie
lange wir schon unterwegs sind etc. Es waren College Schülerinnen und da
Sonnabend war, hatten sie frei. Sie wünschten uns noch nachträglich einen
schönen Valentinstag und zogen kichernd weiter.
Wir genossen noch eine Weile den Schatten, die Ruhe und die saubere Luft, dann sahen wir uns den Palast näher
an. Er war komplett aus Holz und wie sich herausstellte, waren die hässlichen
grünen Luken nur der Wetterschutz. Innen war alles voll mit den schönsten
Schnitzereien und Gemälden, zwar etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch
sehr sehenswert. Wir schlenderten noch zur alten Anlegestelle am Fluß, auch ein
sehr romantisches Fleckchen.
Als wir den Park durch den Haupteingang verließen, stellten wir fest, dass wir doch aus
Versehen keinen Eintritt bezahlt hatten, scheinbar waren wir auf keinem
offiziellen Weg hineingekommen. Hoppla, na das tat uns aber leid. Wäre auch
wieder voll die Touri-Abzocke gewesen, Inder 5 Rs, Touristen 100 Rs, eine
ziemlich ausgewachsene Frechheit, wie wir fanden.
Auf dem Busbahnhof nahmen wir uns einen Bus zurück nach Mysore, kein Problem. Es waren nur noch ein paar
einzelne Plätze, wir mussten uns getrennt setzen. Während der Fahrt wurde es
unruhig im Bus, ich drehte mich um. Steffi führte ein angeregtes Gespräch mit
ihrem Platznachbarn, und der halbe Bus hörte interessiert zu. Ab und zu
übersetzte der Mann für die Mitreisenden, große Augen, verständnisvolles Nicken
und aufgeregtes Getuschel waren die Folge. So wusste bald der halbe Bus, wo wir
herkamen, welchen Beruf wir hatten, wie unser Tourplan aussah und natürlich wie
wir hießen.
Vom Busbahnhof gingen wir gleich durch zum Palast. Er hatte
mehrere schöne Tore, aber man konnte nur durch eins rein und raus und das lag
tollerweise genau auf der anderen Seite von allem (Busbahnhof, Hotels), super.
Das hieß, die Anlage halb umrunden, eine weitere halbe Stunde Fußmarsch bei
locker 30 Grad. Der Eintritt kostete 15 Rs pro Nase, für alle.
Der Palast war wirklich schön, sehr gut proportioniert, typisch Orient. Für die 15 Rs kann man
auch hinein, allerdings musste man seine Kamera für 5 Rs und seine Schuhe für ½
Rs abgeben, aber es lohnte sich wirklich. Wir brachten ein paar Stunden dort zu,
auch ein paar Elefanten liefen herum. Die Mahouts meinten, wir sollten ruhig mit
rauf kommen, „No Problem“, aber wir lehnten dankend ab, wir sind auf Sri Lanka
schon mal auf Elefanten geritten und es ist bei weitem nicht so bequem, wie man
glaubt.
Auf dem Rückweg kauften wir noch Bier (war hier in Karnataka billiger als in Tamil
Nadu), Wasser und Kekse vom Bäcker. Wenn der Zuckerguß nur halb so dick gewesen
wäre, hätte man vielleicht auch was vom Keks geschmeckt, aber so ist halt
Indien.
Zurück im Hotel, pflegten wir unsere Sonnenbrände und
gönnten uns das Bier beim Cricket India vs. Australia. Australien erzielte in
der 2. Halbzeit 128 Punkte und verlor nur einen Schlagmann, keine Ahnung, ob das
gut war.
Wir ließen uns nach dem Frühstück zum Chamundi Hill hochfahren, hat uns nach harten
Verhandlungen 75 Rs gekostet, war aber auch ganz schön weit. Der Fahrer war gut
drauf und bot uns an, auch mal zu fahren. Wir ließen es lieber bleiben, der
Zustand des Gefährts war dürftig und man wollte ja nichts kaputt machen.
Halb 10 waren wir oben und es war schon brechend voll. Die Verkäufer waren
emsig bei der Arbeit, der Weg zum Tempel war so angelegt, dass man sämtliche
Buden passieren musste. In den Tempel sind wir nicht rein, die Schlangen an den
Eingängen waren endlos.
Wir gingen eine Runde durch das – sehr
übersichtliche – Dorf, beobachteten die Leute beim Picknick und die Kinder beim
Cricket spielen. Dann warfen wir noch einen Blick in das kleine, ziemlich
abgefahrene, spirituelle Museum, das einem den Weg zur Selbstbefreiung und
Erleuchtung der Seele wies.
Auf dem Weg die 1000 Stufen hinunter, kamen wir
an einem 5 m hohen, sehr schön gearbeiteten Nandi Bullen vorbei. Dort ließen wir
uns für eine Weile nieder und beobachteten das Szenario.
Der Nandi-Bulle aus Granit war ca. 350 Jahre alt und wurde, glaubt man
der Legende, in einer Nacht aus dem Stein gehauen.
Auf dem weiteren Weg nach unten gesellte sich ein Ingenieur der Elektrizitätswerke von
Karnataka zu uns. Er war, wie alle Inder, sehr neugierig, und wir unterhielten
uns über alles Mögliche, sogar deutsche Geschichte interessierte ihn.
Unten angekommen fuhren wir zum Busbahnhof, um einen Bus für morgen nach Hassan zu
erfragen. Alles klar, alle halbe Stunde, Plattform 4. Gleich in der Nähe fanden
wir eine Lodge mit Internetcafe ’Internetworld’, in dem wir für 30 Rs/h unsere
nächste Email schrieben.
Wir gingen noch ein bisschen durch die Straßen und
kamen an einer mobilen Straßengarküche vorbei. Die Sachen sahen sehr lecker aus,
also fragten wir, was das alles sei. Peperoni im Teigmantel, Kartoffelbällchen
mit Zwiebel und Peperoni im Teigmantel und Bratlinge mit Zwiebel, die wir schon
aus dem Zug kannten. Die beiden Verkäufer erwiesen sich als gute Geschäftsleute.
Während wir noch überlegten, wie viel und was wir wollten, fingen sie schon an,
einzupacken. Ich fragte noch, was wie teuer ist, 1 Rs pro Stück und hatte schon
5 Kartoffelbälle in der Hand, die Frage nach dem Preis der Bratlinge brachte mir
gleich 5 davon ein und die Antwort, 10 Rs für alles, ein äußerst fairer Preis.
Etwas überrumpelt, aber auch amüsiert zogen wir weiter und ließen es uns
schmecken. Und es schmeckte fantastisch. Wir hofften wie immer, dass alles drin
bleiben möge und gingen ins Hotel um Siesta zu halten.
Steffi machte Zeitungsschau und ich sah mir das Spiel New Zealand vs. South Africa an. Gibbs
lehrte die Neuseeländer mit seinen Schlägen das Fürchten, machte allein 143
Punkte und das Stadion tobte. Die Kiwis waren auch ziemlich abgefahren, sie
spielten bei 40 Grad und Sonnenschein in langen, schwarzen Klamotten.
Das gestrige Ergebnis für Australien schien wirklich gut gewesen zu sein, in der
Zeitung waren Fotos, wie indische Fans Poster ihrer Mannschaft verbrannten.
Abends gingen wir wieder zum Palast. Jeden
Sonntagabend zwischen 7 und 8 Uhr bringen tausende Glühlampen den Palast zum
leuchten, und das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Mit unserer
Tourplanung hatten wir aus Versehen alles richtig gemacht, heute war unser
letzter Abend in Mysore und das sollte nun der krönende Abschluß werden.
Wir gingen zum Sonnenuntergang hin. Zur gleichen Zeit ging am Osttor der Vollmond
auf, allein das war schon super. Es war mächtig was los, ein richtiges
Volksfest. Dann war es soweit, ein großes ‚Aaahh’ ging durch die Menge, als das
Licht eingeschaltet wurde. Wow, was für eine Show, traumhaft wie im Märchen.
Auf einer kleinen Bühne unter den Bögen des Palastes gab es Livemusik.
Bei der
allsonntäglichen Lichtshow war
Der Vollmond über dem Südtor
scheinbar
ganz Mysore auf den
Beinen. machte
das Ganze perfekt.
Und nicht nur der eigentliche Palast leuchtete, sondern auch die Tore, Tempel, Mauern, einfach
alles. Jeder Bogen, jedes Fenster, jedes Türmchen war mit Glühlampen eingefasst.
Dazu gab es auf einer kleinen Bühne Livemusik. Klagende, traurige Klänge von
zwei Sängerinnen, einem Trommler, einem Keyborder und einem Zupfer. Das gab dem
Ganzen noch das letzte I-Tüpfelchen an Atmosphäre, wirklich ganz große Klasse.
Wir drehten begeistert unsere Runden, um wirklich alles zu sehen. Plötzlich
tauchte eine Gruppe von ca. 30 Jungen mit einem Erwachsenen auf. Er sprach uns
an, ob es okay wäre, wenn die Jungens (es waren Studenten) ein Foto machen
würden. Na klar, meinten wir, war ja nicht das erste Mal. Es lief aber etwas
anders als gedacht, es gab nicht ein Gruppenfoto, jeder der einen Fotoapparat
besaß, ließ sich von einem anderen einzeln mit uns knipsen. Das dauerte
natürlich eine Weile, aber wenn es ihnen Freude macht ....
Die Zeit verging wie im Flug und Punkt 8 Uhr war es dann wieder vorbei. Wir machten uns auf den
Heimweg, als wir wieder angesprochen wurden. Gerade wollten wir uns in Pose
stellen, als wir ‚Autogramm’ hörten. Wir sahen die beiden ungläubig an (es war
ein Paar) und sie hielten uns erwartungsvoll ein Heftchen und Stift hin.
‚Autogramm ?’ fragten wir nocheinmal, die beiden nickten. Also unterschrieben
wir, natürlich etwas leserlich in ihr Heftchen. So fühlen sich also die Stars
...
In der Hitze Afrikas bezwang Neuseeland die starken Südafrikaner.
Neuseelands Gibbs hieß Fleming und sorgte mit seinen Schlägen und 132 Punkten
für den Sieg.
Montag, 17.02.2003 - Hassan
Sind heute für 45 Rs pro Nase nach Hassan, unserer nächsten Station gefahren. Die Fahrt dauerte
3 Stunden, war aber ungleich anstrengender, da die Straßen (oder was man so
nennt) sehr miserabel waren.
In Hassan angekommen, steuerten wir das
Vaishnavi Lodging an und quartierten uns dort für 190 Rs die Nacht ein. Es war
recht einfach, aber sauber und sogar mit Fernseher.
Wir sahen uns ein bisschen im Ort um, man verpasst nichts, wenn man es nicht tut. Aber wir haben
ein gutes Restaurant aufgetan, sogar mit klimatisiertem à la carte + Kellner
Bereich. Wir aßen Dosai in verschiedenen Ausführungen, wieder mal super. Ein
Junge war fürs Saubermachen zuständig und sehr emsig bei der Arbeit. Tische
abwischen, Stühle hinrücken, Fußboden wischen, wirklich fleißig. Wir gaben ihm,
als der Kellner nicht hinsah, 5 Rs und er war sichtlich erfreut. Mehr ging
nicht, der Kellner bekam 10 Rs. Es ging auch nur darum, dass er merkt, dass gute
Arbeit anerkannt und honoriert wird.
Auf dem Rückweg kauften wir uns noch
Getränke und an einer Gewürzbude Chilipulver für zu Hause. Zufällig kam auf AXN
gerade die Vorschau und um 6 Uhr p.m. gab es doch glatt ‚Farscape’. Das war ja
Pflicht und wie sich herausstellte, waren es neue Folgen. Leider hatten wir hier
MAX nicht, den Cricketsender. Aber anscheinend war noch der Rugby World Cup in
Gange und den Sender hatten wir. Es ging sehr heftig zur Sache, American
Football ist dagegen Kinderschubs. England führte gegen Frankreich, die
Franzosen stürmten, was das Zeug hielt, aber die Zeit reichte nicht mehr,
England bezwang Frankreich 25 : 17.
Dienstag, 18.02.2003 - Halebid, Belur
Wir nahmen uns einen Bus nach Halebid und waren nach 45 Minuten da. Der
Hoysaleshvara Tempel war gleich beim Busbahnhof in einem schönen Park gelegen
und kostete erstaunlicherweise keinen Eintritt.
Der Hoysaleshvara Tempel in Halebid war gut 800 Jahre alt, sehr gut erhalten und
immer noch in
Benutzung. Bis heute ist nicht geklärt, warum er keine Mauer
mit den charakteristischen Gopurams
sein Eigen nennt.
Die fast 8 m hohen Tempelwände wurden von knapp
300 Götterfiguren und Reliefbändern mit unzähligen Tiermotiven bedeckt. Sie
beeindruckten durch die detailreiche Darstellung und erklärten die Bauzeit von
ca. 50 Jahren.
Er war anders als die bisherigen Tempel, keine Tore und auf einer 1 ½ Meter hohen Plattform
errichtet. An den Außenwänden tausende, bis ins kleinste Detail ausgearbeitete
Figuren von Göttern und Tieren. Nebenliegend zwei Säulenhallen mit Nandibullen
und im Tempel zwei Lingams (der Tempel war Shiva gewidmet, der Nandibulle ist
sein Reittier und das Lingam das Fruchtbarkeits- bzw. Phallussymbol).
Auch drinnen war alles sehr detailreich gestaltet, sehr beeindruckend, sehr düster.
Passend dazu war ein Priester dabei, singenderweise die Lingams einzusalben. Wir
verbrachten fast 2 Stunden damit, den Tempel zu erkunden, unsere Filmvorräte
waren wohl etwas knapp bemessen. Wir setzten uns in den Schatten eines Baumes
und ließen das Ganze auf uns wirken. Zwei Spatzen gaben sich ausgiebig ihrer
Fleischeslust hin, auch die drolligen Streifenhörnchen waren wieder zahlreich
vertreten.
Dann gingen wir zum 2.Tempel. Er war etwas anders aufgebaut und
auch nicht so detailreich. Aber die Säulenhallen waren sehr schön, gedrehte
Säulen aus schwarzem Stein.
Auch hier war ein Priester, er ölte und schmückte die Statuen.
Es war ein JainTempel, die Jains stellen ihre Götter immer nackt dar, als
Zeichen für ihren antimateriellen Glauben. Hier brachten wir auch unseren
letzten Kugelschreiber ans Kind. Es war ein kleiner Junge, der sofort jubelnd
losrannte. Als wir kurz darauf den Tempel Richtung Busbahnhof verließen, kam er
auch schon mit sechs anderen im Schlepptau an. ‚Hello, Pen?’. Aber zu spät, wir
hatten keine mehr.
Zurück beim Busbahnhof, fragten wir uns zum Bus nach
Belur durch, welcher auch kurz darauf fuhr. Auch hier stand der Tempel auf dem
Plan.
Er war vom Aufbau den klassischen HinduTempeln ähnlich, mit
einem Tor (gopuram), Wasserbecken und herumführendem Säulengang. Der eigentliche
Tempel ähnelte dem in Halebid, nur war er nicht so fein gearbeitet und außerdem
wurde hier Vishnu verehrt. Außerhalb des Tempels befand sich der
Prozessionswagen, ein gewaltiges, hölzernes Ding in einer ebenso gewaltigen
Halle. Dann ergriffen wir die Flucht Richtung Busbahnhof, Händler und Bettler
ließen mal wieder nicht locker. Der Bus nach Hassan hatte wohl Kerosin getankt,
jedenfalls waren wir in unglaublichen 50 Minuten wieder zurück.
Da es noch früh am Tag war, durchstreiften wir Hassan noch ein bisschen. Gleich hinter dem
Busbahnhof stießen wir auf einen riesigen Obst- und Gemüsemarkt. Im Gegensatz zu
Madurai sehr übersichtlich und gut sortiert, ein richtiges Highlight.
Mittwoch, 19.02.2003 - Sravannabelagola
Wir nahmen uns um 8.30 a.m. einen Bus nach Channayapattna, um von dort weiter nach
Sravannabelagola zu fahren. Es klappte recht gut, nur musste man auch hier
wieder entsprechend Geduld mitbringen.
Die Inder haben es immer nicht so eilig, in den Bus einzusteigen. Sie sehen ihn zwar stehen, aber solange der
Motor nicht läuft, der Busfahrer ein paar Mal gehupt hat und langsam losfährt,
unterbrechen sie ihre Gespräche nicht. Selbst wenn der Bus schon fährt,
verfallen sie nicht gerade in Hektik, man kann ja noch während der Fahrt
aufspringen oder dem Fahrer zuwinken, er möge anhalten. So dauerte es gute 20
Minuten bis wir den Busbahnhof verließen, aber gleich an der nächsten Ecke
standen wir schon wieder. Es gab zwar einen Busbahnhof, aber wozu sollte man 10
Schritte mehr gehen, wenn der Bus auch hier angehalten werden kann.
Als wir den Ort verließen, waren weitere 10 Minuten ins weite, indische Land gegangen.
Nicht, dass wir es eilig gehabt hätten, wir waren ja im Urlaub und nicht auf der
Flucht, aber ein bisschen nervte einen das Rumgeeier schon. Zumal es nicht
gerade kühl war, wenn man in einem Bus saß, der mitten auf dem Busbahnhof in der
Sonne stand.
In Sravannabelagola angekommen, das umgekehrte Bild. Beim
Aussteigen wollte jeder der erste sein, eine wüste Drängelei. Waren schon etwas
merkwürdig, die Inder.
Wir machten uns auf den Weg zum Indragirihügel, auf
dessen Gipfel sich eine riesige Statue befand. Es führten 620 Stufen hinauf, die
man barfuß erklimmen mußte. Wir gaben unsere Schuhe ab und los gings. Schon nach
50 Stufen blieben wir keuchend stehen, der Aufstieg hatte es wirklich in sich.
Zu unserer Beruhigung ging es den Einheimischen nicht besser. Wir kämpften uns
mit ein paar Pausen zum Tempel hinauf. Doch die Freude währte nur kurz, ein
Blick durch das Tor gab weitere Stufen preis. Wir sahen uns den Tempel an und
zogen weiter bergauf. Es wollte einfach nicht enden, hinter jeder Ecke neue
Treppen. Endlich hatten wir es geschafft und waren es auch. Im Innenhof eines
weiteren Tempels stand sie, gut 17 m hoch, 1000 Jahre alt und aus hellem Stein,
die Gomateshvara-Statue.
Der Stifter der Statue General Chavundaraya war Anhänger des Jainismus, welche die von ihnen verehrten Heiligen, als Zeichen des
völligen Verzichts auf materielle Güter, nackt darstellten.
Man sah ihr das Alter wirklich nicht an, keine Spur von Verwitterung. Sie zeigte
Gomateshvara stehend, in tiefer Meditation versunken, eins mit der Natur. Zu
seinen Füßen waren Termitenhügel und Schlangen, um seine Arme und Beine rankten
sich Pflanzen. Passend dazu saß eine (echte) Eidechse auf seinem großen Zeh und
Ratten liefen herum. Als ich gerade ein Foto machte, hörte ich einen leisen
Aufschrei von Steffi, eine Ratte wäre mir beinahe über die Füße gelaufen.
Wir nahmen uns ausgiebig Zeit, um den Anblick zu genießen. Früher musste es
noch viel schöner gewesen sein, der Tempel wurde erst später gebaut und war
eigentlich viel zu klein für die Figur.
Dann machten wir uns an den Abstieg,
es war nicht so anstrengend, aber auf Grund der verschiedenen Stufenhöhen und
–längen nicht weniger schwierig.
Als wir unsere Latschen wieder abholten,
waren wir bedient. Der Typ hatte die Nummernzettel doch tatsächlich mit Kleber
auf die ledernen Laufflächen geklebt. Wie man auf die Idee kam war uns nicht
klar und wie nicht anders zu erwarten, erwies sich der Kleber als äußerst
beständig, so dass wir jetzt gelbes Papier unter unseren Zehen hatten.
Wir schüttelten wieder mal sämtliche Händler ab und gingen zum gegenüberliegenden
Hügel. Er war knapp halb so hoch und hatte ebenfalls einen Tempel auf dem
Gipfel. Wir gaben wieder unsere Schuhe ab, mit dem deutlichen Hinweis, die
Zettel nicht an unsere Schuhe zu kleben. Dann ging es wieder treppauf. Die
Stufen waren nicht so steil, da es aber Mittagszeit war und die Stufen am
Südhang lagen, waren sie so heiß, dass unsere Füße oben gar waren. Der Tempel
war wenig spektakulär, wir hatten inzwischen ja einige gesehen.
Wir ließen uns im Schatten eines Schreins nieder, die Ruhe war wirklich himmlisch, bis
einem Wächter einfiel, dass er eine Mangotröte besaß und versuchte, darauf zu
spielen. Steffi schien es nicht zu stören, sie murmelte irgendwas von ’Akku
leer’, legte sich auf die Steine und schlief prompt ein.
Apropos Akku leer. Nachdem ich auf dem Indragirihügel ein paar
Fotos gemacht hatte, war der Film voll und die Wundermaschine spulte zurück.
Kaum fertig, war die Batterie alle. Ich wechselte den Film und da das Gerät den
neuen nicht mehr einzog, auch die Batterie. Mein Apparat rührte sich nicht, also
machte ich die Filmluke noch einmal auf und zu, damit er merkt, dass ein neuer
Film drin ist. Er zeigte auf einmal 38 Bilder an und spulte den neuen Film
zurück, einmal 36 Bilder Müll, Danke Olympus.
Aber zurück zum Chandragirihügel. Nachdem Steffi ihr Nickerchen beendet hatte, besichtigten wir
ausgiebig das Gelände. Es waren unzählige Schreine (eigentlich nur 14) die im
Prinzip alle gleich aussahen. Der Höhepunkt war allerdings die gut 4 m hohe
Statue aus schwarzem Stein am Schluß, den Kopf von einer 7-köpfigen Kobra
umrahmt.
Auf dem Weg zum Ausgang mussten wir unseren 1. Sprint hinlegen, um
uns in den Schatten des Tores zu retten, das Pflaster waren glühend heiß. Wir
beglückwünschten das ältere Engländerpärchen zu ihrer Entscheidung, Socken
anzuziehen, die waren nämlich erlaubt. Außerhalb des Tempels befand sich noch
die Höhle, in der sich ein Heiliger zu Tode gefastet haben soll. Die nahmen wir
noch mit, dann machten wir uns auf den Rückweg.
Es sollte eine einzige Quälerei werden. Die Felsenstufen waren so heiß, dass man keine Sekunde darauf
stehen konnte, also ständig in Bewegung bleiben. Die Steine waren heiß, die Füße
brannten und kein Schatten in Sicht. Auf dem Geländer rutschen ging auch nicht,
heiß. Wir schimpften lauthals über das blöde ’Schuheausziehenmüssen’, weswegen
überhaupt. Die Stufen machten einen Knick nach Süden und es war ganz aus. Die
Sonne schien fast senkrecht auf die Treppen, wir wussten nicht wohin mit unseren
Füßen.
Ich pausierte kurz auf meinen Hacken und rannte los, so schnell es ging, die Treppen runter in
den Schatten des Eingangstores. Meine Füße fühlten sich an wie frisch gebraten.
Ein paar Einheimische amüsierten sich sichtlich, sieht sicherlich lustig aus,
wenn Europäer die Treppen runtergallopieren.
Ich drehte mich um und sah Steffi auf halber Strecke
leiden. Lauf, rief ich nur und sie lief. Ist es da kalt? rief sie, kurz bevor
sie in den Schatten stürmte. Kalt nicht, aber wenigstens nicht heiß. Wir sahen
uns um und, oh Wunder, neben der Schuhabgabebude prangte ein Schild ’Drinking
Water’. Wir sahen den Wasserhahn und schlichen das letzte Stück durch die Sonne.
Wasser marsch und zzzsschhhh.... war das schön. Wir platschten eine Weile
begeistert durch die Pfütze und holten unsere Latschen. Es hat tatsächlich was
gefruchtet, keine angeklebten Zettel. Noch nie hat es uns so gefreut, Sohlen
unter unseren Füßen zu haben.
Wir belagerten die nächstbeste Getränkebude
und gönnten uns kalte Pepsi und Wasser. Eigentlich sind wir ja keine
Colatrinker, aber ab und zu war ein bisschen Geschmack nach der Hitze und dem
Staub gar nicht schlecht.
Der Bus nach Chanarayapatna kostete 2 Rs. weniger
als auf der Herfahrt, lag vielleicht daran, dass keine Türen drin waren (Die
Busse in Karnataka hatten, im Gegensatz zu denen in Tamil Nadu, richtige
Fensterscheiben und Türen). Wieder zurück in Hassan, meinte Steffi, heute wäre
der Zeitpunkt für Chips, Bier und Fernsehen. Also kauften wir Bier und 2 Tüten
Chips. Allerdings waren die Chipstüten hier doch eher winzig.
Im Zimmer angekommen rissen wir die erste auf und ... 4 Chips für jeden. Zwar sehr lecker,
aber doch ein bisschen wenig. Also bin ich nochmal los, 10 Tüten dazukaufen. Wie
es aussah, war ich der erste, der jemals 10 Tüten Chips gekauft hat, die
Reaktionen waren dementsprechend. Nach 3 Flaschen Bier waren wir blau, 10 Tüten
Chips waren dann doch ein bisschen viel, 3 blieben übrig. Indien besiegte
Simbabwe und Jennifer Lopez gab alles in ’The Cell’. Gute Nacht.
Donnerstag, 20.02.2003 - Hampi
Wir checkten früh aus, da unser Bus nach Hampi 7.30 Uhr fahren sollte und gingen zum
Busbahnhof. Eine halbe Stunde vorher waren wir da, wir hofften, dass der Bus
hier eingesetzt wird und wir das Gedrängel vermeiden könnten. War natürlich
nicht der Fall, er kam pünktlich halb 8. Steffi enterte ihn unter vollem
Ellenbogeneinsatz als Dritte und hatte damit gute Platzwahl. Wir tüteten unsere
Rucksäcke ein und banden sie auf dem Motorblock und der vorderen Bank fest, der
Fahrer nickte, alles o.k.
Nach 3 Stunden (von 10) Fahrt fiel ihm anscheinend
ein, dass man uns – da wir ja offensichtlich Touristen waren – noch ein bisschen
Geld abknöpfen könnte. Als ich nach den Rucksäcken sah, tippte er mich an,
machte das Daumen-Zeigefinger-Geldzeichen, grinste und sagte: ’Rupies, Rupies,
Rupies ! und deutete auf unser Gepäck. Ich beachtete ihn nicht weiter und setzte
mich wieder.
Als ich an der nächsten Haltestelle ausstieg um mir die Beine
zu vertreten, baute er sich vor mir auf. ‚Gimme 20 Rupies !’ Ich dachte bloß,
was er wohl für Sorgen hat und wollte an ihm vorbeigehen. Er stellte sich in den
Weg und erneuerte nachdrücklich seine Forderung. ‚Gib mir 20 Rs’. ; No’ sagte
ich, etwas gereizt. Was denkt er sich, wer er ist? ;Los, gib mir 20 Rs!’ ‚Warum
?’ ;Euer Gepäck ist groß, dafür musst Du mir 20 Rs geben !’ ‚Wir haben unsere
Tickets bezahlt, ich gebe Dir kein Geld!’ ‚20 Rs ...’ es wurde mir zu blöd, also
schob ich mich an ihm vorbei, zurück in den Bus. Sowas dummdreistes war mir ja
noch nicht untergekommen. Steffi meinte auch nur, der hätte nicht alle Sender
an. Die nächsten Stunden überlegte ich mir, wie ich ihn am besten packen könnte,
falls er nicht von uns ablässt, er war doch ein ganz schöner Klops.
Nach insgesamt 10 Stunden Fahrt bei gut 35 Grad, waren wir endlich in Hospet und
unsere Nerven lagen so ziemlich blank. Alles stürmte aus dem Bus, ich ging vor,
um unsere Rucksäcke zu holen. Der Fahrer saß noch, war ja klar, was jetzt kam.
Ich band die Rucksäcke los, er fing wieder an. ‚Gimme 20 Rs!’ Ich ignorierte ihn
einfach. Als ich meinen Rucksack vom Motor zog, hielt er ihn fest. ;Rupies!!!’
Bleib, ruhig Ilja, der merkt es nicht’ ,dachte ich, riß ihm den Rucksack aus der
Hand und ging unter dem lauten Gezeter des Fahrers zur Tür. Mir war es egal, er
konnte mich mal.
Eine viertel Stunde später befanden wir uns in dem völlig
überfüllten Bus nach Hampi. Dort angekommen, machten wir uns sogleich auf
Zimmersuche, wir mussten uns beeilen, es wurde bereits dunkel.
Das 1. Hotel war voll, das 2. erwies sich als Zimmer mit Familienanschluß und gemeinsamer
Badbenutzung, das 3. war ähnlich, aber mit eigenem Bad und Moskitonetz. Als wir
den Preis hörten sind wir gleich wieder raus, 200 Rs. für eine Muckerbuchte mit
Klo; zuviel. Wir mussten allerdings feststellen, dass sich die Inder der
Nachfrage mit ihren Preisen sehr gut angepasst hatten, es war alles völlig
überteuert.
Schließlich quartierten wir uns im ’Rahul’ ein, für satte 400
Rs. die Nacht. Man kann ja nicht sagen, dass es für uns viel Geld ist, aber für
das Geld haben wir im Chentoor in Madurai vom Feinsten gewohnt, hier gab es
nicht mal Bettwäsche. Glücklicherweise hatten wir ja unsere Bettbezüge mit, sie
kamen also doch noch zum Einsatz. Auch das Moskitonetz wurde eingeweiht und die
Tesa Powerstrips erwiesen sich mal wieder als eine der wichtigsten
Investitionen.
Freitag, 21.02.2003 - Hospet, Hampi
Nach einer unruhigen Nacht – es war doch sehr mollig – warfen wir den ersten Blick im
Hellen von unserem Balkon. Hampi erwachte langsam zum Leben – Sonnenaufgang. Wir
rissen die Türen auf, endlich kühle Luft. Während wir so mit unserer
morgentlichen Toilette beschäftigt waren, fiel mein Blick auf einen Schatten an
der Balkontür. Eine Affendame war gerade auf dem Weg in unser Zimmer. Wir
scheuchten sie hinaus, sie hockte sich aufs Geländer und beobachtete uns
gelangweilt. Steffi meinte, ich sollte ihr einen Keks geben, quasi als
Frühstück. Kaum raschelte das Kekspapier, war sie hellwach und schulte neugierig
durch die Türspalte. Sie putzte den Keks fix weg, ich gab ihr noch einen zweiten
und sie verschwand.
Wir fuhren per Bus nach Hospet, um unsere Zugfahrt zum
Flughafen zu buchen, Geld zu wechseln und Emails zu schreiben. Das Geldtauschen
in der State Bank of India ging in einer knappen halben Stunde von statten, fast
Lichtgeschwindigkeit für indische Verhältnisse. Das Buchen der Zugtickets erwies
sich als schwieriger als gedacht, aus dem Fahrplan wurden wir nicht schlau, der
Ticketverkäufer wusste ab Bangalore nicht weiter und die Einheimischen meinten,
wir könnten noch ganz anders fahren. Für die Reservierung brauchte man außerdem
die Zugnummer, die hatten wir auch nicht.
Wir gingen erst mal essen, war wieder sehr gut und sehr schnell. Inder haben es nicht so mit lange sitzen und
essen und alle anderen dann auch nicht. Leider fanden wir kein Internetcafé,
dafür aber kleine Reisebüros, die unter anderem Ticketbuchungen vornahmen, gegen
Gebühr, versteht sich. Aber was half es, die Tickets waren wichtig, es ging
schließlich um den Zug zum Rückflug. Wir riefen noch bei BA in Chennai an, die
Flugzeit war geblieben, ab 1Uhr a.m. könnten wir einchecken. Wir fahren jetzt
Freitag 8 Uhr p.m. los, sind 6.40 Uhr a.m. in Bangalore, müssen dort bis 8 Uhr
a.m. in den Zug nach Chennai umsteigen, wo wir ca. 15 Uhr eintreffen sollen.
Hoffentlich klappt alles.
Der Bus zurück war der klapprigste, den wir bis
jetzt hatten, uns sind bald die Ohren abgefallen. Wir beschlossen, den Mantanga
Hügel zu erklimmen, es waren noch 2 ½ Stunden bis Sonnenuntergang. Am Ende der
ehemaligen Prachtstraße in Hampi kamen wir an einem Tempel mit Nandi Bullen
vorbei, dann verschwanden wir zwischen den Felsen.
Auf dem Weg zum Mantanga Hill. Am Ende der Prachtstrasse
ist der Tempel von Hampi zu sehen.
Die Gebäude und Säulengänge links und rechts waren teilweise bewohnt und beherbergten unter
anderem die Schule.
Die Landschaft war einmalig, runde Felsen lagen zu Hügeln getürmt, als wenn Riesen ihre
Murmelsäcke ausgekippt hätten. Wir stießen auf die nächste Prachtstraße mit
Tempel. Es klingt vielleicht kitschig, aber es war atemberaubend schön.
Auf der Ostseite des Hügels angekommen, stiegen wir die etwas in die Jahre gekommene
Treppe hinauf. Der Aufstieg gab immer schönere Ausblicke preis. Oben angekommen,
erklommen wir noch das Dach des Gipfeltempels und hatten einen sagenhaften
Rundumblick. Wir beschlossen, den Sonnenuntergang abzuwarten und genossen den
Anblick.
Der grosse Platz gleich vorn war der Busbahnhof von Hampi. Das weisse Haus links
über dem Bus war das "Rahul" in dem wir uns einquartiert hatten.
Natürlich gab es auch hier oben Händler, die uns kühle Getränke und heißen Kaffee anboten, wir
lehnten dankend ab. Dafür philosophierten wir mit einem Inder über den geistigen
Reichtum und die finanzielle Armut des indischen Volkes und starteten unseren
letzten Versuch, zu erklären, dass man in Europa das Geld nicht morgens unter
dem Kopfkissen findet, sondern auch dafür arbeiten muß, natürlich ohne großen
Erfolg. Als die Sonne verschwunden war, machten wir uns schleunigst auf den
Rückweg, es wurde hier sehr schnell dunkel und wir hatten noch eine halbe Stunde
Weg zurück ins Dorf. Die Einheimischen zeigten uns einen kürzeren Weg hinab.
Wir machten uns auf die Suche nach einem Internetcafè, davon gab es zwar
reichlich, aber scheinbar hatten alle anderen die gleiche Idee. Also sahen wir
uns noch ein bisschen um.
Das Dorf selbst war völlig dem Tourismus erlegen,
bestand eigentlich nur aus Guest Houses, Restaurants, Schmuck- und
Klamottenläden. Es hatte sich scheinbar in den letzten Jahren zum Intreff der
Goa-Schickeria entwickelt, das erklärte auch die unerhörten Preise. Aber wir
waren ja nicht wegen des Dorfes hier, sondern wegen der Überreste von
Vijayanagar, der Hauptstadt des letzten großen Hindureiches. Wir schrieben
unsere Emails für satte 60 Rs. die Stunde, Rekord. Die Nacht war auf Grund der
Temperaturen wieder unruhig.
Ich wachte halb 4 auf, es war warm und der
Ventilator rührte sich nicht. Das war letzte Nacht genauso, ich hatte den
Besitzer in Verdacht. Also sah ich am Hauptschalter vor unserer Tür nach, kein
Strom. Ich ging auf den Balkon, ganz Hampi war dunkel, keine Straßenlaterne,
nichts. Nur der Mond beleuchtete alles mit silbrig mattem Licht. Es war schon
etwas gespenstisch, als dann noch ein Hund jaulte. Ich lüftete noch ein
bisschen, dann verrammelte ich die Türen wieder und ging zurück unter das
Moskitonetz. Kurze Zeit später lief der Ventilator wieder, ich sah auf die Uhr,
4 a.m.
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